Elektro

Harley-Davidson Livewire: Elektrischer Spaßmacher

Die Harley-Davidson LiveWire ist das erste E-Bike des US-Herstellers. Foto: Harley-Davidson

Die Harley-Davidson Livewire ist das erste Elektromotorrad des US-Herstellers. Ein Erfolg war sie bisher nicht.

Doch das könnte sich nun ändern. Nein, an den technischen Qualitäten lag es nicht, dass die Livewire sich nicht zu einem Volumenmodell entwickelt hat. Vielmehr war es der Preis: Wer in Deutschland eine Livewire fahren wollte, musste dafür mindestens rund 33.000 Euro zahlen. Das ist eine Ansage – die ´selbst bei besonders gut betuchten Harley-Fans auf wenig Resonanz stieß.

Doch in Zeiten, in denen auch die Motorradhersteller unter Druck stehen, immer strengere CO2-Regularien zu erfüllen und ihren Anteil zur Verkehrswende beitragen müssen, hat Harley reagiert. Das vom Deutschen Jochen Zeitz in Milwaukee geleitete Unternehmen hat mit Livewire eine Submarke gegründet.

Große Ziele mit Submarke
Die neue Livewire One. Foto: Harley-Davidson

Mit der Marke Livewire hat sich Zeitz nicht weniger vorgenommen als eine Führungsrolle bei den Anbietern (Energica, Zero) von E-Motorrädern einzunehmen. Erstes Modell der neuen Marke – wen wunderts – ist die Livewire One. Vorgestellt wurde sie in der Vorwoche in den USA – und unterscheidet sich optisch und technisch nur marginal von der Harley-Davidson Livewire. So steht auf der Tankattrappe nicht mehr Harley-Davidson, sondern Livewire. That´s it.

In einem Punkt gibt es indes enorme Unterschiede: dem Preis. Während die HD Livewire in Deutschland mit exakt 32.995 Euro in der Preisliste stand, hat Harley den Preis für die neue Livewire in den USA auf 22.000 US-Dollar reduziert. Zwar steht noch kein finaler Preis für Deutschland fest, doch auch hier dürfte eine Preisreduktion von runden einem Drittel zu erwarten sein.

Schluss mit Nische

Mit diesem Preisgefüge könnte sich die Livewire freifahren – und zu mehr werden als einem Nischenmodell. Denn Spaß bringt die Livewire, die wir gerade noch einmal als Harley-Davidson Livewire gefahren sind. Das trifft auch auf Motorradfahrer wie mich zu, die seit Jahren privat mit einer BMW R 1200 GS unterwegs sind und sich dabei auch immer wieder am Klang des Boxermotors erfreuen.

Klar, auf einen satten Motorsound muss man bei der Livewire verzichten – bei ihr ist nur ein leises Surren bei der Beschleunigung zu hören. Doch besitzt sie deshalb keinen Reiz? Ganz im Gegenteil. Die rund 250 Kilogramm schwere Livewire macht mächtig Spaß. Wer einmal auf freier Strecke im Sportmodus den Gasgriff aufreißt, ist von dieser Kraftentfaltung des 106 PS starken Elektromotors fasziniert. Es vergehen laut Leistungsblatt für den Sprint von 0 auf 100 km/h gerade einmal drei Sekunden. Das Ende der Glücksgefühle ist bei 177 km/h erreicht.

Die Beschleunigung machts
Die Harley-Davidson LiveWire kostet 33.000 Euro. Foto: Harley-Davidson

Aber wer ehrlich ist – und das trifft ja auch aufs Fahren mit Maschinen mit Verbrennungsmotor zu – resultiert der Spaß am Motorradfahren ja nicht aus der Höchstgeschwindigkeit, sondern an der Beschleunigung. Die Zeiten, in den Leistung mit viel Lärm einher ging, sind längst vorbei. Bei der Livewire kommt ein weiterer Aspekt hinzu, der den Spaßfaktor weiter steigert: Keine Schaltvorgänge, kein Ziehen des Kupplungshebels – all das entfällt. Bei diesem E-Bike braucht man sich nur darum kümmern, mit welchen Fahrmodus (Sport, Straße, Reichweite und Regen sind vorprogrammiert, drei weitere frei konfigurierbar) man unterwegs sein will, dann muss man nur noch den Gasgriff ziehen – und genießen. Neben der Kraftentfaltung ist insbesondere die Leichtigkeit überraschend, mit der die Livewire bewegt werden kann.

Doch wie weit kommt man mit dem 15,5 kWh starker Akku: Es sind gut 157 Kilometer möglich, im reinen Stadtverkehr – also dort, wo man stark rekuperieren kann – sind es deutlich mehr als 200 Kilometer. Ist die Batterie leer, vergehen dank Schnellladetechnik 45 Minuten, um die Batterie wieder auf 80 Prozent zu laden. Das ist alles mehr als okay.
Wenn der hohe Preis nicht gewesen wäre, wäre die Livewire längst mehr gewesen als ein Nischenmodell. Doch mit der Livewire One dürften die Verkaufszahlen zulegen, auch wenn sie mit dem reduzierten Preis auch kein Schnäppchen ist. Doch das sind auch die anderen Harley-Modelle ja auch nicht.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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