Elektro

Elektromobilität: Nur eine Ladestation für 11.802 Einwohner

Ein Opel Ampera bei der Aufladung an einer Ladestation von ChargePoint. Foto: Chargepoint
ChargePoint will das Ladenetz für Elektromobilität ausbauen. Foto: ChargePoint

Die Bilanz fällt ernüchternd aus. In den 50 größten deutschen Großstädten fehlen Ladestationen für Elektroautos. Im Ausland sieht es besser aus.

So kommt nach einer Analyse des Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen auf 11.802 Einwohner gerade einmal eine Ladesäule. Den 22,4 Millionen Einwohnern in diesen Städten stehen zusammen gerade einmal 1879 Ladesäulen für die Aufladung eines Elektroautos zur Verfügung.

Für diese Erhebung haben die Wissenschaftler um den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer die sechs wichtigsten Ladesäulenfindern (estations.de, plugfinder, chargemap, goiningelectric, lemnet, plugsurfing) untersucht.

Amsterdam kommt auf 1300 Ladestationen

Für den Autoexperten Dudenhöffer ist dies ein ernüchterndes Ergebnis. Denn Elektroautos würden gerade mit ihrem lokal emissionsfreien Antrieb ihre größte Wirkung in den Innenstädten erzielen. Für die Luftqualität seien  Elektroautos eine Wohltat, heißt es in der Studie. Deshalb seien Besitzer eines Elektroautos auf öffentliche Ladestationen angewiesen. Doch sie müssen sich mit Blick auf den erforderlichen Ausbau der Ladeinfrastruktur in Geduld üben.

Dass es auch anders geht, zeigt das Beispiel Amsterdam: hier stehen nach Auskunft des Besucherportals iAmsterdam 1300 Lädesäulen. Übertragen auf die Einwohnerzahl müssen sich in der niederländischen Metropole 650 Einwohner eine Ladestation teilen. In Stuttgart sind es mit 2694 Bürgern fast viermal so viele Einwohner.

Stuttgart mit mehr Ladestationen als Bayern

Zwar würde sich Bayern gerne für seine hohe Innovationskraft rühmen, doch bei der Ladeinfrastruktur wird man von Baden-Württemberg mit seinen Städten Stuttgart, Karlsruhe, Mannheim und Freiburg beim Verhältnis Einwohner pro Ladesäule abgehängt, stellen die Wissenschaftler fest.  So haben die 1,46 Millionen Einwohner dieser vier Städte in Baden-Württemberg Zugriff auf 311 öffentliche Ladesäulen. Das entspricht 4701 Einwohner pro Ladesäule. Bayern mit den Städten München, Nürnberg, Augsburg kommt auf 164 Ladesäulen auf 13.686 Einwohner.

Ein Blick nach Norwegen, was gerne als Vorzeigeland für die E-Mobilität genannt wird, zeigt die deutlichen Unterschiede zu Deutschland beim Ausbau der Ladeinfrastruktur. So weist Oslo 1300 Ladestationen auf – und das bei 635.000 Einwohnern. Das Verhältnis hier liegt bei einer Ladestationen für 488 Einwohner.

Das ist zwar signifikant besser als das Verhältnis in Deutschland, doch derzeit werden aufgrund der hohen Nachfrage nach E-Autos selbst in Oslo die Ladesäulen knapp. Wie dem auch sei: Würde man das Verhältnis von Oslo auf Stuttgart oder München übertragen, müssten es dort 1278 Ladestationen beziehungsweise 2972 Ladestationen geben. Derzeit sind es in Stuttgart aber nur 232 öffentliche Ladestationen und in München nur 114.

Die Studie hält fest, dass fehlende Ladeinfrastruktur kein Komfortproblem ist, sondern die Luftreinhaltung in den Städten erschwert. Um im internationalen Wettbewerb den Anschluss zu finden, brauche es in Deutschland deutlich mehr Investitionen in die Ladeinfrastruktur.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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