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Renault-Markenchef: Wachstum durch neue Modelle im B-Segment

Renault-Markenchef Fabrice Cambolive im Maison 5 in Paris. Foto: Mertens

Steckt die Elektromobilität in Europa in einer Krise? Nein, findet Renault-Markenchef Fabrice Cambolive. Er erwartet weiteres Wachstum durch neue Modelle im B-Segment.

Renault-Markenchef Fabrice Cambolive sieht trotz der Nachfrageschwäche in einigen Ländern keine Krise der Elektromobilität. Vielmehr hätte man mit Blick auf die Absatzzahlen in Europa momentan ein Plateau erreicht. «Ein solches Plateau ist in einer Wachstumsperiode nichts Ungewöhnliches. Jetzt geht es darum, wieder zu wachsen», sagte Cambolive in einem Interview mit der Autogazette.

Weiteres Wachstum erwartet der Renault-Markenchef vor allem durch neue Elektroautos im B-Segment. «Ich bin sicher, dass die zunehmende Zahl von E-Autos im B-Segment dem Markt wieder zu Wachstum verhelfen wird. Wir haben es beim Sozialleasing gesehen: Wenn man attraktive Produkte hat, dann sind die Kunden auch bereit, sich für Elektromobilität zu entscheiden», sagte Cambolive. Vor diesem Hintergrund hat Cambolive auch hohe Absatzambitionen für den rein elektrischen Renault 5.

Vorreiterrolle bei französischen Herstellern

Mit Blick auf bezahlbare E-Mobilität sieht der Manager eine Vorreiterrolle bei den französischen Herstellern, insbesondere bei Renault «Ich denke, dass wir in der Lage sind, mit unseren Fahrzeugen den Hebel in Richtung E-Mobilität umzulegen. Wir sind generell stark in diesem Segment. Schauen Sie sich nur den Clio an, die Nummer drei in seinem Segment in Europa, und auch mit dem Captur sind wir in einer guten Position. Wir sind in der Lage, eine Reihe attraktiver Modelle anzubieten, vor allem im B-Segment», so Cambolive. Für das Jahr 2026 kündigte Cambolive mit dem Twingo ein Elektroauto für einen Preis von „rund 20.000 Euro“ an.

Wie der Renault-Markenchef hinzufügte, müsse sich die gesamte Branche «bemühen, gerade im B-Segment schneller attraktive Modelle auf den Markt zu bringen». Mit Blick auf den französischen Markt werden insbesondere die neuen Fahrzeuge im B-Segment für steigende Absatzzahlen sorgen. «Für diese Modelle gibt es einen Umweltbonus. Von daher gehe ich davon aus, dass der BEV-Markt in diesem Jahr weiter wachsen wird. Ich denke, dass wir vielleicht nicht in diesem Jahr, aber im Jahr 2025 einen Marktanteil von 20 Prozent BEVs am Gesamtmarkt haben werden. Letztes Jahr hatten wir in Europa einen Marktanteil von 14,6 Prozent».

In Frankreich profitiere man nach wie vor von den Auftragseingängen durch das mittlerweile indes ausgelaufene Sozial Leasing der französischen Regierung. „In Frankreich gab es insgesamt mehr als 50.000 Bestellungen, die jetzt bearbeitet werden. Die Umsetzung hat uns gezeigt, dass die Kunden nicht gegen Elektroautos waren, es herrschte echte Begeisterung. Wir haben eine urbane und jüngere Kundschaft als üblich erreicht. Jede Hilfe zur Förderung von Elektrofahrzeugen ist eine gute Sache.“

Keine Stimmung gegen E-Mobilität

Eine Stimmung gegen die E-Mobilität kann Cambolive nicht erkennen; „aber der Wahlkontext hat eine politische Debatte mit gegensätzlichen Positionen wiedereröffnet. Aber das ist normal in einer Transformationsphase mit einer neuen Technologie. Es liegt an uns als Hersteller, die Menschen mit unseren Produkten zu überzeugen. Und sie erfordert auch die Unterstützung aller Beteiligten: Regierungen, Banken und Energieakteure und Medien“.

Dass es derzeit in Teilen der Politik eine Diskussion darüber gibt, dass für 2035 geplante Verbrenner-Aus zu kippen, sieht Cambolive gelassen. „Als vor drei Jahren die Diskussion über den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor aufkam, haben wir eine zweigleisige Strategie gewählt. Einerseits haben wir unser Programm bei den Verbrennungsmotoren auf die Vollhybridtechnologie fokussiert, andererseits haben wir die Weichen für eine reine BEV-Produktpalette gestellt. Das gibt uns die Möglichkeit, uns der Nachfrage anzupassen.“

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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