Fahrberichte

Kia e-Soul: Wider dem Mainstream

Der Kia e-Soul wird mit zwei Batteriegrößen angeboten. Foto: Kia

Mit dem Kia e-Soul haben die Koreaner nach dem Niro ihr zweites Elektroauto vorgestellt. Der Kastenwagen überzeugt. Doch wer ihn haben will, muss sich auf eine lange Wartezeit einstellen.

Denn die Lieferzeit für das E-Modell der Koreaner liegt bei derzeit prognostizierten 12 (!) Monaten. Kia-Deutschlandchef Steffen Cost ist darüber selbst nicht glücklich. Doch ihm sind angesichts der unzureichenden Batteriekapazitäten die Hände gebunden.

Zum Verkaufsstart des Kia e-Soul stehen Cost gerade einmal 250 Fahrzeuge zur Verfügung – doch die gehen an 250 der insgesamt bundesweit 400 Händler. In den nächsten Wochen erwartet Cost nochmals 150 Fahrzeuge aus Korea. Wie viele e-Souls ihm in diesem Jahr zur Verfügung stehen, weiß angesichts der Lieferengpässe bei den Batterien niemand. Mit ein wenig Glück können es auch noch ein wenig mehr werden, übt sich Cost in Optimismus.

3000 Einheiten vom Niro und Soul waren vorgesehen
Der Kia e-Soul verfügt über ein neues Telematiksystem. Foto: Kia

Wie viele mehr? „Ich weiß es nicht“, gibt Cost ehrlich zu. Insgesamt hatte der Deutschlandchef für den e-Niro und den e-Soul mit 3000 Einheiten in diesem Jahr gerechnet. Doch nach dem derzeitigen Stand der Dinge dürften es deutlich weniger werden. Vom e-Niro hat man mittlerweile 1600 Einheiten abgesetzt, damit ist das Elektro-SUV zugleich ausverkauft. Nun drückt man in der Frankfurter Europazentrale von Kia die Daumen, dass sich die Batteriesituation entspannt. Denn wenn es nach der Nachfrage der Kunden ginge, könnte Cost „locker 9000 Einheiten von beiden Fahrzeugen in diesem Jahr absetzen“.

Doch Kia ist mit derart langen Lieferzeiten keine Ausnahme: Gerade erst musste Audi die Produktion des e-tron herunterfahren. Der Grund auch hier: fehlende Batteriekapazitäten. Für Kia als Importeur und dessen Deutschlandchef Cost bedeuten die langen Wartezeiten nichts anderes als dass potenzielle Kunden verloren gehen. Der einzige Trost für Cost ist, dass es derzeit anderen Herstellern, so sie denn überhaupt E-Autos anbieten können, auch nicht besser geht.

e-Soul mit zwei Batteriegrößen

Der Umstand der fehlenden Fahrzeugverfügbarkeit ist deshalb besonders bedauerlich, weil Kia nach dem e-Niro mit dem e-Soul bereits das zweite überzeugende Elektroauto vorstellt. Zwar werden beide Fahrzeuge mit den gleichen Batteriegrößen mit 39,2 kWh (136 PS/Reichweite 276 Kilometer) beziehungsweise 64 kWh (204 PS/452 Kilometer) angeboten, doch sie sind vom Batteriepackage abgesehen doch grundverschieden. Während der Niro als kompakter SUV daher kommt, fährt der Soul nach wie vor mit seiner polarisierenden Kastenform vor.

Das Äußere des e-Niro muss man ohne Frage mögen – aber mit ihm fällt man auf. Gerade dann, wenn man mit ihm lautlos an anderen Autos vorbeizieht. Ein maximales Drehmoment von 395 Nm ist für das mit größerer Batterie 1,7 Tonnen schwere Fahrzeug eine Ansage. Die Sprintzeit von 7,9 Sekunden ebenso. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 167 km/h abgeregelt. Mehr macht auch keinen Sinn, wenn man nicht dabei zusehen mag, wie bei Topspeed auf der Autobahn die Batteriekapazität abnimmt.

Knapp eine Stunde Ladezeit von 0 auf 80 Prozent

Doch wenn es irgendwann doch Zeit wird, die Ladestation anzufahren, dann dauert das Aufladen der Akkus von 0 auf 80 Prozent an einer Schnelladestation mit 100 kW Leistung 54 Minuten, so man denn eine solche Station auch findet. Kia gibt den Verbrauch des e-Soul mit großer Batterie mit 15,7 kWh auf 100 Kilometer an, die kleine Batterie verbraucht mit 15,6 kWh nur unwesentlich mehr. Den Verbrauch kann der Fahrer dabei durch die verschiedenen Fahrmodi (Eco+, Eco, Sport, Komfort) entsprechend beeinflussen. Gleiches trifft auf die Rekuperation zu, deren Stärke sich über Schaltwippen am Lenkrad in vier Stufen einstellen lassen.

Das kastige Heck des Kia e-Soul. Foto: Kia

Das ist eine feine Sache. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, ist es sogar möglich, den e-Soul über den so genannten „One-Pedal-Modus“ fast ohne Betätigung der Bremse zum Stillstand zu bringen. Eine feine Sache ist auch das Platzangebot des fast 4,20 Meter langen Kia e-Soul. Vorne wie hinten finden selbst großgewachsene Mitreisende ausreichend Platz, um bequem auch lange Strecken entspannt zu überstehen. Dafür ist der Kofferraum mit 315 Litern eher klein geraten.

Neues Telematik-System

Der neue e-Soul wartet neben den bekannten Fahrassistenzsystemen wie einer adaptiven Geschwindigkeitskontrolle, einer Fußgängererkennung, einem Spurhalteassistent und einem Querverkehrswarner auch über das neue Telematiktsystem UVO Connect auf. Mit ihm lassen sich per App verschiedene Funktionen aus der Ferne bedienen wie beispielsweise den Ladezustand zu steuern oder die Klimafunktion zu steuern.

Und wie schaut der Preis aus? Der Kia Soul mit kleiner Batterie startet in der Ausstattungsvariante Edition 7 bei 33.990 Euro. Für den e-Soul mit großem Akku werden 37.790 Euro fällig. Für diese Preise bekommt man dann aber bereits ein gut ausgestattetes Auto vor die Tür gestellt. Vorausgesetzt natürlich, man hat die Geduld, solange auf einen Kia e-Soul zu warten.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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