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Skoda Enyaq iV: Starker Einstand für den Stromer

Der Skoda Enyaq wird mit drei Batteriegrößen angeboten. Foto: Skoda

So etwas nennt man einen starken Einstand. Noch ist der Skoda Enyaq iV gar nicht auf dem Markt, doch schon liegen Tausende Kundenbestellungen vor. Auf den Markt kommen wird der Stromer am 24. April.

Frank Jürgens hat in seiner Karriere in der Autoindustrie bereits einiges erlebt. So etwas allerdings noch nicht. Dass für ein Auto bereits vor dessen Marktstart 5000 Kundenbestellungen vorliegen, obwohl es bislang noch nicht einmal bei den Händlern stand, ist auch für den Deutschlandchef von Skoda etwas Neues. „So etwas gab es bislang bei keinem unserer Modelle, noch nicht einmal bei den SUVs“, sagt Jürgens.

Die Kundinnen und Kunden von Skoda haben scheinbar auf ein Auto wie den Enyaq iV gewartet. Angesichts der Bestelleingänge gibt sich Jürgens auch zuversichtlich, dass der Enyaq iV zu einem großen Erfolg für den tschechischen Hersteller wird.

Unterwegs zum Volumenmodell

Wie viele Autos er sich für dieses Jahr für den deutschen Markt gesichert hat, verrät Jürgens nicht. Doch so viel lässt er sich dann doch entlocken. „Der Enyaq iV wird zu unseren Volumenmodellen gehören.“ Kundinnen und Kunden, die jetzt einen Enyaq bestellen, werden ihn auch „in drei, bis vier Monaten bekommen“, verspricht Jürgens überschaubare Lieferzeiten.

Freuen dürfte sich der Skoda-Deutschlandchef auch über das Kaufverhalten seiner Kundinnen und Kunden. Sie werden sich zum Großteil für den Enyaq iV 80 entscheiden, also die Variante mit der 77 kWh starken und damit größten Batterie. Nach wie vor steht bei Einsteigern in die E-Mobilität Reichweite im Vordergrund – und die bekommen sie mit dem iV 80 (ab 43.950 Euro). Er bietet eine Reichweite von deutlich über 500 Kilometer. „Wir gehen davon aus, dass 80 bis 90 Prozent der Verkäufe auf den iV 80 entfallen“, sagt Jürgens.

Drei Batteriegrößen im Angebot
Das Cockpit des Skoda Enyaq iV mit dem großen Display. Foto: Skoda

Zwar ist es unter Effizienzgesichtspunkten Nonsens, im Alltag mit einer großen Batterie herumzufahren, wenn man deren Leistung nur vielleicht für zehn Prozent aller Fahrten braucht. Aber Reichweitenangst schwingt bei vielen Kundinnen und Kunden bei der E-Mobilität nach wie vor mit. Doch Skoda bietet den Enyaq iV auch mit kleineren Batterien an. Im Enyaq iV 50 (ab 33.800 Euro) verrichtet eine 52 kWh starke Batterie (Reichweite mehr als 350 km) ihre Arbeit, im Enyaq iV 60 (ab 38.550 Euro) ist ein 58 kWh Akku (mehr als 400 km) verbaut.

Doch wenn es um die reale Reichweite geht, kommt es wie immer auf eine Vielzahl von Faktoren an. Dazu gehört unter anderem der Fahrstil des Fahrers, das Wetter und natürlich das Streckenprofil. Doch was ist nun realistisch? Wie waren mit dem Enyaq iV 80 mit Heckantrieb und einer Leistung von 204 PS rund um Weiterstadt unterwegs – bei Schneefall und winterlichen Temperaturen um die 3 Grad. Nach unseren Testfahrten über Landstraßen stand am Ende nach 80 Kilometern ein Verbrauch von 19,4 kWh auf dem Bordcomputer. Damit lagen wir im Bereich des angegebenen WLTP-Verbrauchs von 15,2 bis 21 kWh (je nach Ausstattungsvariante). Diese Batterie wird übrigens auch in den beiden Allradmodellen iV RS (306 PS) und iV 80x (265 PS) zum Einsatz kommen. In diesen Modellen ist neben dem E-Motor an der Hinterachse noch ein E-Motor an der Vorderachse verbaut.

Für Sportliche gibt es eine RS-Variante

Der von uns gefahrene iV 80 erweist sich dabei – so wie man es von E-Autos kennt – als ausgesprochen geräuscharmes Autos mit einem kraftvollen Antrieb. Kein Wunder, liegt das Drehmoment von 310 Nm doch sofort an. Der E-Motor hat dann auch keine Mühe, den 4,65 Meter langen Enyaq iV auf Touren zu bringen. Doch wer meint, dass man mit 204 PS besonders sportlich unterwegs ist, irrt. Klar, eine Beschleunigung von 8,6 Sekunden auf Tempo 100 ist nicht schlecht wie auch die Spitzengeschwindigkeit von 160 km/h voll auf in Ordnung geht. Aber zu viel Sportlichkeit sollte man von ihm nicht erwarten – selbst im Sportmodus nicht. Wer so etwas will, der muss auf die RS-Version warten.

Doch auch so hinterlässt der Tscheche – der technisch eng verwandt mit dem VW ID.4 ist – einen starken Eindruck. Das fängt bereits bei der Qualitätsanmutung an. Wer im Enyaq iV Platz nimmt, der fühlt sich wohl. So offeriert der Hersteller für den Innenraum verschiedene „Design Selections“. Dabei darf der ökologische Aspekt natürlich nicht fehlen. Bei der Variante „Lodge“ sind beispielsweise die Sitze aus recycelten PET-Flaschen produziert. Eine feine Sache ist das 13 Zoll große Zentraldisplay, was sich über den Touchscreen bedienen lässt und eine einfache Bedienung ermöglicht. Deutlich kleiner ausgefallen ist indes das Digitalcockpit mit 5,3 Zoll.

Optionales Head-up-Display mit AR
Der Skoda Enyaq wird mit drei Batteriegrößen angeboten. Foto: Skoda

Doch das kann man auch eher vernachlässigen, denn optional ist ein Head-up-Display mit Augmented Reality im Einsatz. Über zu wenig Platz braucht sich im Enyaq übrigens niemand beklagen. Selbst Großgewachsene finden im Fond ausreichend Kopf- und Kniefreiheit. Der Kofferraum fasst übrigens 585 Liter. Beeindruckend ist beim Enyaq iV seine Handlichkeit. Dank seines Heckantriebs liegt der Wendekreis bei gerade einmal 9,3 Metern, das sind 2,3 Meter weniger als beim Kodiaq.

Und was ist, wenn der Akku geladen werden muss? Dann kann er mit bis zu 125 kW geladen werden. Mit Blick auf die große Batterie bedeutet dass, dass sie in 38 Minuten von 5 auf 80 Prozent wieder geladen wird. Zukünftig werden aber auch noch höhere Ladeleistungen möglich sein, verspricht Baureihenleiter Jens Kosyna. Kunden, die bereits einen Enyaq iV bestellt haben, können sich die erhöhte Ladeleistung dann über ein Over-the-Air-Update einspielen lassen. Dass, was die Tschechen mit dem Enyaq iV präsentieren, hinterlässt einen starken Eindruck. Entsprechend gelassen können sich nun auch die Kunden zurücklehnen, die bereits einen Kaufvertrag unterschrieben haben.

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Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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