Mobilität

Wissenschaftler sehen Zukunft für Verbrennungsmotor

Der Verbrennungsmotor hat eine Zukunft. Foto: Shell
Zapfsäulen werden auch über 2030 hinaus das Bild bestimmen. Foto: Shell

Die Diskussion um die Zukunft des Verbrennungsmotors ist derzeit stark überhitzt. 25 Wissenschaftler kühlen mit sachlichen Argumenten die Emotionen ab.

Die in der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Kraftfahrzeug- und Motorentechnik (WKM) vereinigten Dozenten wollen mit einem Positionspapier die Relevanz vom Verbrennungsmotor unterstreichen und vor allem der derzeit sehr emotional geführten Diskussion die nötige Sachlichkeit verleihen. Auf drei Punkten stützen die Wissenschaftler ihre Thesen. Dabei wird der Verbrennungsmotor als „Motor der Mobilität, des Güterverkehrs und der mobilen Arbeitsmaschinen“ betitelt, dessen Rolle durch elektrische Antriebe ergänzt, jedoch nicht ersetzt werde. Zudem müssen die Antriebssysteme kontinuierlich weiterentwickelt werden, um eine erfolgreiche Klimapolitik zu garantieren. Verbote bewirken das Gegenteil, heißt es in dem Papier.

 Die Wissenschaftler verurteilen im Hinblick auf die Weiterentwicklung „jegliche Form technischer Manipulationen und befürwortet mit Nachdruck die beschlossene Einführung der neuen Real-DrivingEmission RDE-Gesetzgebung in Europa“, da so gesetzliche Vorgaben erfüllt werden müssen. Zugleich erfüllt der neue Messzyklus eine weitere, sehr wichtige Rolle: „Die RDE-Gesetzgebung ist eine große Chance, um das verlorene Vertrauen wieder herzustellen.“

Zudem wird mit dem neuen Messverfahren auch der Schrei nach zu hohen Emissionen und Immissionen verstummen, so die zweite These der Wissenschaftler. Mit dem heutigen Technologiestand können alle Grenzwerte vor allem beim Lärmschutz und der Luftreinhaltung eingehalten werden. Die WKM geht davon aus, dass durch intensive Forschung in Zukunft „vollständig umweltneutrale verbrennungsmotorische Antriebe darstellbar“ seien.

Kritik am NEFZ

Besonders die Stickoxidthematik bei den Dieselmotoren wird in naher Zukunft behoben werden. Die Professoren machen den stets umstrittenen Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) für die Diskussion verantwortlich, da sich die Forschung auf die Erfüllung dieser Vorlagen konzentrierte. Sie weist eine Diskrepanz zwischen Zertifizierungsgrenzwert und realen Emissionen auf. Mit dem im Herbst eingeführten RDE soll sich diese Diskrepanz erledigt haben, da die neue Fahrzeuggeneration dank motornaher Stickoxidabgasnachbehandlung diese Emissionen stark einschränkt. „Zahlreiche Messungen an Fahrzeugen untermauern niedrige NOx-Emissionsniveaus.“

Gerade in diesem Punkt kritisiert die Gesellschaft die „zahlreichen inhaltlich falsche oder unangemessen zu wertenden Aussagen in der öffentlichen Berichterstattung, die besonders den Dieselmotor in die Ecke gestellt haben. Als Beispiel wird das Thema Feinstaub angeführt. „Der Dieselmotor ist beispielsweise nicht Verursacher der Feinstaubthematik, er trägt nur zu wenigen Prozent bei rückläufiger Tendenz dazu bei.“ Bereits früher wurde der Vergleich mit den Pferdefuhrwerken vor über 100 Jahren zu Hilfe gezogen. Durch das Stampfen der Hufen wurde damals sehr viel mehr Feinstaub durch die Luft gewirbelt als heute.

Effiziente Nutzung von Kraftstoffen

Als dritte These heben die Wissenschaftler den „besonderen Vorteil des Verbrennungsmotors in der effizienten und flexiblen Nutzung von Kraftstoffen mit hoher Energiedichte und den exzellenten Lagerungs- und Verteilungsmöglichkeiten“ hervor. Diese Eigenschaften ermöglichen bei „Betrachtung des Gesamtsystems niedrigere CO2-Emissionen als alternative Technologien.“ Damit appelliert die WKM für eine ganzheitliche und ehrliche Betrachtung von CO2-Emissionen für die Bereitstellung von Energie und die Produktion und Entsorgung von Antriebssystemen. Sie zielt damit insbesondere auf den Elektromotor ab, der bei Produktion sowie späterer Bedienung mehr CO2 ausstößt, wenn die Energie nicht aus regenerativen Quellen stammt.

Und gerade diese regenerativen Quellen müssen gefördert werden, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen und andere Antriebsarten miteinzubeziehen. Die WKM plädiert deshalb nicht für ein Motorenkonzept der Zukunft, sondern „für einen Wettbewerb von Antriebskonzepten, der das Ziel verfolgt, die Emissionen auf das Maß zu senken, das durch die Belastung der angesaugten Luft vorgegeben wird.“

Tragende Rolle für Verbrennungsmotor

Der kontinuierlich weiter entwickelte Verbrennungsmotor wird bei diesem Konzept laut der Gesellschaft auch weiterhin eine tragende Rolle spielen. „Nach allen Vorhersagen werden im Jahr 2030 mehr Verbrennungsmotoren weltweit gebaut werden als heute, weshalb eine intensive Forschung und Weiterentwicklung und ein Hochhalten der Technologieführerschaft sinnvoll ist. Die WKM prognostiziert eine sehr lange andauernde Notwendigkeit verbrennungsmotorischer Antriebe, insbesondere auch des Dieselmotors.“

Über den Autor

Thomas Flehmer

Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam noch das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit Beginn 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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