Mobilität

Umwelthilfe rät vom Kauf von EU6-Dieseln ab

In der Mercedes E-Klasse kommt ein moderner EU6-Diesel zum Einsatz. Foto: Daimler
Ein moderner EU6-Diesel in einer E-Klasse von Mercedes. Foto: Daimler

Immer mehr Hersteller loben eine Umweltprämie für ältere Dieselfahrzeuge aus. Die Deutsche Umwelthilfe warnt vor den Werbeversprechen.

Dabei hören sich die Angebote der Autobauer verlockend an: Wer beispielsweise seinen alten Diesel mit der Abgasstufe EU 1 bis 4 abmeldet beziehungsweise verschrottet und sich dafür einen neuen EU6-Diesel oder beispielsweise ein Elektroauto kauft, bekommt von Volkswagen dafür eine so genannte Umweltprämie von bis zu 10.000 Euro.

Mit einer solchen Prämie wollen die Hersteller verhindern, dass die Kunden zukünftig mit ihren alten Selbstzündern nicht mehr in die Innenstädte fahren dürfen. Denn selbst Fahrzeugen mit der Abgasstufe EU5 drohen zukünftig Fahrverbote. Deshalb haben die Autobauer beim Dieselgipfel zugesagt, diesen Fahrzeugen ein freiwilliges Softwareupdate aufzuspielen. Doch Experten haben dieses Softwareupdate zur Vermeidung von Fahrverboten als unzureichend bezeichnet. Nun sollen drohende Fahrverbote mit den ausgelobten Umtauschaktionen vermieden werden.

EU6-Diesel schützen nicht vor Fahrverboten

Doch ob der Umstieg auf einen neuen EU6-Diesel Autofahrer vor Fahrverboten schützt, bezweifelt die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Sie warnt vor den aktuellen Werbeangeboten und Versprechen der Autokonzerne. „Bezogen auf die Stickoxid-Emissionen sind sogar Euro 3 Diesel im Durchschnitt sauberer als die bis September 2016 verkauften Euro 5 Diesel. Aktuelle Abgasmessungen zeigen bei nicht wenigen Euro 6 Diesel die höchsten je von der DUH gemessenen Werte des Diesel-Abgasgiftes NOx“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Solange die Konzerne bei Diesel-Neuwagen nicht sicherstellen, dass diese die Abgasgrenzwerte auch auf der Straße und bei winterlichen Temperaturen einhalten, rät die DUH vom Kauf von EU6-Dieseln ab. Stattdessen sollten Erdgas-, Elektro-, oder Benzin-Hybridfahrzeuge gekauft werden. „Es ist ein schlechter Witz, dass Autokonzerne und Politik nun zum undifferenzierten Kauf von Diesel-Neuwagen aufrufen“, so Resch. Die DUH fordert die Autoindustrie auf, „alle knapp neun Millionen Euro 5 und 6 Bestandsdiesel mit Harnstoff-Katalysatoren technisch so nachzurüsten, dass sie im realen Betrieb auf der Straße die Euro 6 Abgaswerte einhalten“.

Immer mehr Hersteller setzen auf Umweltprämie

Nachdem bereits in der vergangenen Woche Ford und Toyota ihre Programme gestartet hatten, folgen in dieser Woche BMW und einige Marken aus dem VW-Konzern. Die Münchner geben bei einem Kauf eines Fahrzeugs mit einem CO2-Ausstoß von maximal 130 Gramm pro Kilometer 2000 Euro hinzu. Das Elektroauto i3 könnte aufgrund der so genannten Elektroprämie von 4000 Euro also um 6000 Euro günstiger erworben werden. Renault zahlt bei der Aktion«Tschüß alter Diesel» bis zu 7000 Euro für einen alten Selbstzünder, der mindestens sechs Monate auf den aktuellen Eigentümer zugelassen ist.

Daimler knüpft die eigene Umweltprämie an bestimmte Modelle an. 2000 Euro erhalten die Interessenten, die sich nach Abgabe des alten Selbstzünders für einen Mercedes-Diesel mit Euro-6, Plug-in-Hybride oder einen elektrischen Smart entscheiden.

Bei der VW-Kernmarke gibt es je nach Modell zwischen 2000 und 10.000 Euro. Dass der größte Autohersteller der Welt diese Prämie Umwelt- und Zukunftsprogramm nennt und darin auch die nach dem Dieselgipfel geforderten Updates für Dieselmotoren mit Euro 5 und 6 als kostenfreie Umrüstung anbiedert, überschreitet dabei schon die Grenzen der Frechheit.Immerhin gibt VW beim Kauf eines Autos mit alternativem Antrieb zwischen 1000 und 2380 Euro hinzu. 1000 Euro zusätzlich gibt es beim Kauf eines Erdgas-Fahrzeugs, ein Hybrider wird mit weiteren 1785 Euro unterstützt, ein Elektroauto mit 2380 Euro.

Umweltprämie auch für Erdgasfahrzeuge

Bei Audi verhält es sich ähnlich. Die Ingolstädter geben zwischen 3000 und 10.000 Euro hinzu. Außerdem sprudeln weitere 1500 Euro beim Kauf eines Plugin-Hybriden, für ein Erdgas-Fahrzeug 1000 Euro. Audi gibt für seine beiden Erdgasmodelle A4 Avant g-tron sowie A5 Sportback g-tron dann insgesamt 9500 Euro hinzu. Bei Skoda liegt der Bonus in einer Spanne zwischen 1750 und 5000 Euro sowie weiteren 1000 Euro beim Kauf eines Erdgas-Fahrzeugs. Seat gibt zwischen 1750 und 8000 Euro hinzu.

Die spanische VW-Tochter setzt dabei noch größere Reize beim Kauf eines Erdgas-Autos. 2000 Euro kommen on Top für die beiden Erdgas-Vertreter Leon 1.4 TGI sowie Mii 1.0 MPI Ecofuel. Der Preis des Leon fällt dann um 7000 Euro günstiger aus.

Über den Autor

Thomas Flehmer

Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam noch das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit Beginn 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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