Mobilität

Neue Lichttechnologien sorgen für mehr Klarheit im Verkehr

Mit Licht Radfahrer vor dem Öffnen der Tür warnen. Foto: VW

Fährt das Auto nun weiter oder hält es an? Im Straßenverkehr wünscht man sich manchmal mehr Klarheit. VW lässt das Licht deshalb in Zukunft mit anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren.

Das gute Scheinwerfer und Rückleuchten für die Sicherheit eine herausragende Bedeutung spielen, ist jedem bewusst, der bei Dunkelheit unterwegs ist. Moderne Lichtsysteme sorgen nicht nur dafür, dass der Fahrer besser sieht, sondern das Fahrzeug auch von anderen besser gesehen wird.

Was mit Licht alles zu machen ist, zeigte Volkswagen nun in seinem Entwicklungszentrum in Wolfsburg. Dort, wo sonst größte Geheimhaltung herrscht, gewährte der Autobauer einen Einblick in die Zukunft der Lichttechnik. Und das, was die Lichtspezialisten um Ricardo Plöger, der bei VW den Bereich Licht und Sicht verantwortet, entwickeln, ist beeindruckend.

Blick in Zukunft des Lichts
Warnung vor einem Stau: ein VW Tiguan mit Display am Heck. Foto: VW

Dabei geht es nicht nur darum, dass die Scheinwerfer bei Dunkelheit die Straße bestmöglich ausleuchten ohne dabei den Gegenverkehr zu blenden. Die Lichtdesigner und Lichtspezialisten in Wolfsburg blicken weit in die Zukunft. Schließlich, so sagt Plöger, stellen autonom fahrende Autos die Verkehrsteilnehmer vor neue Herausforderungen. Wo früher noch der Fahrer beispielsweise per Blickkontakt mit Fußgängern, Radfahrern oder anderen Autofahrern kommunizierte, fällt dies bei Roboterautos weg.

Diese Funktion kann dann das Licht übernehmen. Dafür können beispielsweise Displays sorgen: An dem Forschungsfahrzeug, einem VW Tiguan, haben die Entwickler an Front, Heck und Türen vier große Displays angebracht. Sie können Fußgängern im Frontbereich anzeigen, dass sie nun die Straße vor dem herannahenden Fahrzeug überqueren können. In einem anderen Anwendungscase wird im Falle eines vor einem auftauchenden Staus eine Stauwarnung für den nachfolgenden Verkehr auf dem Display angezeigt. Eine derartige Warnung lässt sich indes auch in herkömmliche Rückleuchten integrieren, wie die Lichtexperten in Wolfsburg zeigten.

360 Grad Lichtband am Tiguan
VW lässt Autos mit den Fußgängern kommunizieren. Foto: VW

Dank so genannter Multilinsen-Arrays in den Eckbereichen der Karosserie ist das System zudem in der Lage, das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer zu untersuchen. All das verschmelzt zu einem Human-Machine-Interface, einem HMI. Dadurch ist eine Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern möglich, sodass beispielsweise Warn- oder Fahrhinweise auf die Straße projiziert werden können. Der Tiguan ist darüber hinaus mit einem 360 Grad Lichtband ausgestattet. Es soll die Displays ergänzen. So ist vorstellbar, dass es bei Gefahrenbremsungen zusätzlich die Bremslichter unterstützt oder auch die Warnblinker. Es sind eine Vielzahl von Szenarien vorstellbar, so die Forscher. Alle Szenarien zielen darauf ab, dass Autofahren vor allem sicherer zu machen.

Mit Blick auf die Unfälle beim Rechtsabbiegen zwischen Pkw und vor allem Lkw und Radfahrern, lässt sich ein Licht auf die Straße projizieren. Es soll den nachfolgenden Verkehr über das Abbiegen des Fahrzeuges visuell informieren. Neben dem Anwendungsfall des Abbiegens ist ein solcher Lichthinweis auch beim Öffnen der Fahrer- beziehungsweise Beifahrer-Tür vorstellbar: So lässt sich vermeiden, dass Radfahrer urplötzlich von einer unbedacht geöffneten Tür überrascht werden und so ein Unfall passiert.

Licht zeigt Fahrzeugbreite an
Optischer Park Assistent von VW. Foto: VW

Wer sich an seine letzte Fahrt durch eine enge Baustelle erinnert, wird sich über das nächste Feature freuen: So ermöglicht es die moderne Lichttechnik auch Begrenzungsstreifen (Optical Lane Assist) auf die Straße zu projizieren, die dem Fahrer anzeigt, ob er mit seiner Wagenbreite dort auch unproblematisch durchpasst. Dieses System lässt sich auch zum Einparken nutzen, dem Optical Park Assist.

Mit Blick auf die zunehmende Zahl von Elektroautos auf den Straßen erproben die Forscher auch, wie man die anderen Verkehrsteilnehmer über das Losfahren des E-Autos neben dem Sounddesign mit der Lichttechnik informieren kann. So lassen sich beispielsweise Pfeile in Fahrtrichtung auf die Straße projizieren. Während das eine der Sicherheit dient, sind andere Features nette Gimmicks. So kann man sich mittels App auch sein eigenes Lichtdesign in den Rückleuchten zusammenstellen oder das Fahrzeug begrüßt den Fahrer beispielsweise dadurch, dass dessen Name auf die Straße gebracht wird.

Arbeit an High-Definition- und Laser-Licht

Dass das Auto einen auf diese Weise begrüßt, darauf mag man ja noch verzichten können. Aber wenn es um die Ausleuchtung der Straße bei Nachtfahrten geht, mag man intelligente Lichtssysteme nicht missen. Nach Glühbirnen, Halogen- und Xeno-Leuchten ist man längst bei LED- und Matrix-Leuchten angekommen. Im VW Touareg kommen 258 Leuchtdioden mit 80 Pixeln zum Einsatz. Das Oberklasse-SUV ist derzeit der Maßstab bei der Lichttechnik innerhalb des Konzerns. Doch bei VW arbeitet man längst an Laser- und HD-Lichtern.

Diese High-Definition-Lichter bieten eine Auflösung von bis zu 30.000 Pixeln. Sie ermöglichen eine punktgenaue Ausleuchtung der Straße. Diese Scheinwerfer kommen beispielsweise auch für den Optical Lane und Park-Assist zum Einsatz und ermöglichen den Lichtexperten bislang ungeahnte Möglichkeiten an Funktionen und Lichtverteilungen. Wann dieses HD-Licht kommen wird, steht indes noch nicht fest. Bislang wäre ihr Einsatz noch zu teuer.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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