Mobilität

Emmy: Unsere Roller sind ein Baustein im Mobilitätsmix

Emmy gehört zu den großen Anbietern von Mietrollern in Berlin. Das Start-Up ist mit seinen Elektro-Scootern mittlerweile in sechs Städten aktiv.

Neben Berlin verleiht Emmy seine Roller in Stuttgart, Mannheim, Hamburg, Düsseldorf und in München. Dabei setzt das von Valerian Seither, Alexander Meiritz und Hauke Feldvoss gegründete Unternehmen auch auf Kooperationen. In Düsseldorf kooperiert das Start-Up beispielsweise mit den Stadtwerken. Im Interview mit Autozukunft.de spricht Seither über den boomenden Rollermarkt, die Konkurrenz mit der Bosch-Tochter Coup und darüber, weshalb Elektro-Scooter ideal für das Sharing-Geschäft sind.

„Es ist so unglaublich viel passiert in diesem Jahr“

Autozukunft: Herr Seither, war 2017 bislang ein gutes Jahr für Emmy?

Valerian Seither: Es ist so unglaublich viel passiert in diesem Jahr. Nachdem wir Anfang des Jahres als eMio gestartet sind und 150 Roller in Berlin und 15 in einem Kooperationsprojekt in Stuttgart stehen hatten, sind wir nun bereits bei 1000 Rollern.

Autozukunft: Emmy ist mittlerweile mit Berlin, Stuttgart, Mannheim, Hamburg, Düsseldorf und München in sechs Städten aktiv…

Seither: …exakt. So stehen derzeit in Düsseldorf 100 Roller, in Hamburg 200 Roller und in Mannheim haben wir in einem Pilotprojekt 20 Roller und in München sind es 50 Roller. Und wir geben weiter kräftig Gas.

Autozukunft: Außerhalb Berlins arbeiten Sie mit Kooperationspartnern zusammen?

Seither: In Düsseldorf arbeiten wir mit den Stadtwerken Düsseldorf zusammen. Dort firmieren wir als Eddy und die Roller sind grün. Es wird dort eine Submarke aufgebaut. In Hamburg firmieren wir wie in Berlin als Emmy.

Autozukunft: Wie ist die Kundenzahl derzeit?

Seither: Es sind 40.000.

Autozukunft: Und davon entfallen auf Berlin?

Seither: Das kommunizieren wir nicht.

„Wir legen den Fokus auf leichte Anmietbarkeit“
Mieteroller von Emmy. Foto: Christoph Spranger
Emmy bietet Mietroller mittlerweile in sechs Städten an. Foto: Christoph Spranger/Emmy

Autozukunft: Jeder spricht derzeit davon, dass Mietroller in den Großstädten boomen. Was macht das Angebot so attraktiv?

Seither: Wir legen den Fokus auf die leichte Anmietbarkeit. Es muss für jeden leicht sein, einen Roller anzumieten. Der Elektro-Roller ist zudem ein ideales Gefährt für das Sharing. Sie sind dem Elektroauto aufgrund des Ladeprinzips deutlich überlegen.

Autozukunft: Sie meinen damit den Austausch der Akkus?

Seither: Genau. Die Akkus werden, wenn Sie leer sind, schlicht getauscht. Der Kunde muss, wenn er einen Roller anmietet, mindestens noch zehn Kilometer weit kommen, da die durchschnittliche Fahrt fünf Kilometer weit geht. Somit gibt es ein gutes Nutzungsmodell, was wir dem Kunden zur Verfügung stellen können. Die Kombination überzeugt am Markt. Das sieht man auch an Bosch, die mit Coup auch in den Markt eingestiegen sind.

Autozukunft: Ist Coup der für Sie größte Konkurrent?

Seither: Coup ist für uns der direkte Konkurrent. Wir waren indes der First Moover mit dem Angebot von Elektro-Rollern.

Autozukunft: Die Zahl der Spieler auf dem Rollermarkt wächst. Wie viele gibt es derzeit?

Seither: Es gibt neben Coup und uns unsere Partnerprojekte sowie Scoo.me in München, die indes Verbrennerroller anbieten.

„Eine Stadt kann locker zwei Anbieter vertragen“

Autozukunft: Wie viele Player verträgt der Markt?

Seither: Dazu gibt es nur Schätzungen. Doch wir sehen, dass es ein wachsender Markt ist. Aber es ist kein Markt für den Winner takes it all. Da ist Platz für mehrere Player. Eine Stadt kann locker zwei Anbieter vertragen.

Autozukunft: Wie versuchen Sie sich von Coup zu unterscheiden? Durch die Roller, das Preismodell?

Seither: Während Coup nur einen Roller von Gogoro anbietet, sind es bei uns vier Modelle von drei Herstellern. Darunter befindet sich auch Schwalbe.

Autozukunft: Ist ein breiteres Rollerangebot wichtig?

Seither: Für uns war für die Rollerauswahl wichtig, welchen Wartungsaufwand wir erwarten, wie sich die Wirtschaftlichkeit darstellt. Natürlich geht es bei den Rollern auch um den Wiederkennungswert, wie es bei Schwalbe der Fall ist. Ihr Design ist beliebt, sie hat Lifestyle-Charakter. Deshalb kommt sie gut an. Doch manchen Kunden ist es egal, auf welchem Roller sie unterwegs sind. Sie wollen einfach schnell von A nach B kommen. Wie der Roller ausschaut, auf dem sie sitzen, ist ihnen egal. Wichtig ist auch, dass sie zu zweit unterwegs sein können, deshalb bieten wir auch eine Helmbox mit zwei Helmen in unterschiedlichen Größen an.

Autozukunft: Und wie schaut es mit der Reichweite aus?

Seither: Der grobe Wert liegt bei 100 Kilometern. Der Austausch eines Akkus bedeutet ja Aufwand. Ist ein Akku leer, muss ein Mitarbeiter ausrücken und ihn austauschen, damit er wieder einsatzbereit ist.

„Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr wichtig“

Autozukunft: Wie hoch sind die Kosten im Vergleich zwischen Elektro- und Verbrennerroller auf 100 Kilometer?

Seither: Beim Verbrenner liegen sie je nach Spritpreis zwischen vier und fünf Euro, beim Elektroroller liegt es bei rund 80 Cent.

Autozukunft: Sie verwenden Ökostrom?

Seither: Natürlich. Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr wichtig. Es wäre zu kurz gedacht, nicht auf Ökostrom zu setzen. Doch wir sehen uns nicht als Löser aller Probleme. Wir bieten eine Lösung für die urbane Mobilität an. Unsere Roller sind ein Baustein im Mobilitätsmix. Sie mindern die Autonutzung in der Stadt. Wir sehen uns auch nicht als Konkurrenz zum ÖPNV. Sicher gibt es auch Fahrten, die statt mit dem ÖPNV mit dem Roller zurückgelegt werden. Doch im Endeffekt ist ein Sharingsystem eine Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs. Wir wollen zusammen mit Ride-, Bike- und Carsharing eine Alternative zum Besitz eines eigenen Autos anbieten.

„Ich möchte bei schlechtem Wetter auch nicht Roller fahren“
Eine Schwalbe vom Mietroller-Anbieter Emmy. Foto: Christoph Spranger/Emmy
Es muss nicht immer Carsharing sein: Ein Mietroller von Emmy fährt durch Berlin. Foto: Christoph Spranger/Emmy

Autozukunft: Sie wollen also keine Alternative zum Carsharing sein?

Seither: Nein. Ich möchte bei schlechtem Wetter oder nach meinem Einkauf bei Ikea auch nicht Roller fahren, sondern greife dann auf Carsharing zurück. Doch es gibt auch Einsatzszenarien, wo es keinen Sinn macht, ein Auto zu bewegen.

Autozukunft: Coup hat seine Büros an der Friedrichsstraße, Emmy hat seine im Gewerbegebiet in Schöneberg. Gibt es eine andere Start-up-Kultur bei Ihnen?

Seither: (lacht) Das weiß ich nicht. Es geht auch nicht darum zu sagen: Mensch, Start-up ist so cool. Aber wir haben unsere Vorstellungen davon, wie wir die Firma führen und wie wir arbeiten wollen. Vor allem wollen wir unseren Mitarbeitern ein nettes Umfeld bieten.

Autozukunft: Wie viele Mitarbeiter haben Sie in Berlin?

Seither: Wir haben zwischen 25 und 30 Vollzeitangestellte. In Berlin haben wir zentral die IT und den Kundenservice aufgesetzt. In den einzelnen Städten gibt es auch noch Angestellte.
Autozukunft: Wächst Coup derzeit schneller als Emmy?

Seither: Wenn wir uns die Konkurrenz anschauen, dann ist es natürlich so, dass ein großer Konzern bei der Kapitalbeschaffung deutlich weniger Probleme hat. Wenn man mehr Roller auf die Straße bringen will, brauche ich dafür auch das Kapital. Wir haben uns in diesem Jahr darauf konzentriert, in weitere Städte zu gehen. Wir haben das Kapital effizient getan, da wir uns mit weiteren Unternehmen zusammen tun. Doch wir wissen, dass wir mit unseren Rollern sichtbar sein müssen. Das tun wir auch.

Autozukunft: Welche Rolle spielt die Expansion ins Ausland? Coup ist gerade nach Paris gegangen.

Seither: Ja, sie spielt eine Rolle. Unser ursprünglicher Plan war, im Sommer 2015 in Berlin anzufangen, um dann im Herbst aufgrund des Wetters nach Rom zu gehen. Dazu kam es dann nicht. Doch nachdem wir nun in Deutschland expandiert haben, wollen wir auch in Märkte gehen, wo die Saisonalität einen geringeren Einfluss hat. Selbst wenn wir im Winter die Roller draußen lassen, gibt es eine Kernsaison von neun Monaten von März bis Dezember mit einer guten Auslastung. Ab Mitte Dezember bis Anfang März lässt das Geschäft nach. Wenn es schneit und es zu gefährlich wird, nehmen wir die Roller auch aus der Anmietung.

Autozukunft: Wie viele Investoren sind bei Emmy derzeit an Bord?

Seither: Es sind insgesamt sieben Investoren, darunter auch die Investitionsbank Berlin-Brandenburg.

Das Interview mit Valerian Seither führte Frank Mertens

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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