Hybrid

VW Golf eHybrid: Effizient mit vollem Akku

Der neue VW Golf eHybrid hat eine Reichweite von bis 80 Kilometern (NEFZ). Foto: VW

Der Autobauer VW schickt gleich zwei neue Plug-in-Hybride auf den Markt: den Golf eHybrid und den besonders sportlichen GTE.

Der VW ID.3 bestimmt in diesen Tagen die Schlagzeilen. Schließlich hat die Kundschaft lange genug auf den Marktstart des ersten auf dem Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) basierenden Elektroautos gewartet.

Doch noch verdient der Konzern sein Geld mit Modellen mit Verbrennungsmotoren, vor allem mit dem Golf. Er ist zwar nicht mehr das erfolgreichste Modell des Autobauers – der Tiguan hat ihn abgelöst – doch nach wie vor gehört er zu den wichtigsten Fahrzeugen im Portfolio.

Plug-in-Hybride im GTE und im eHybrid

Angesichts der immer strengeren CO2-Grenzwerte – ab 2021 muss zur Vermeidung von Strafzahlungen ein Grenzwert von 95 g/km – wird nun auch Generation acht elektrifiziert. Zwar gibt es den Golf 8 nicht mehr als rein elektrisches Modell, dafür aber als Plug-in-Hybrid (PHEV) – und das gleich zweimal: als besonders sportlichen GTE mit 245 PS oder als den von uns getesteten Golf eHybrid (ab 39.788 Euro) mit 204 PS.

Im VW Golf eHybrid lässt sich zwischen Hybrid- und E-Modus wechseln. Foto: VW

Natürlich kann man Plug-in-Hybride kritisieren, weil ihre auf dem Prüfstand ermittelten Verbrauchswerte in der Realität nicht das halten, was sie auf dem Papier versprechen. Hinzu kommt, dass viele Käufer eines solches Modells sich zwar die Kaufprämie von 6750 Euro sichern wollen, aber am elektrischen Fahren nicht wirklich interessiert sind. Sprich: Sie verirren sich selten an eine Ladestation.

Sinnvoll nur mit aufladen

Dabei macht ein PHEV nur dann Sinn, wenn er auch geladen wird. Nur wer ihn lädt, kommt in den Genuss aus dem „Besten zweier Welten“, wie die Hersteller diese Technologie anpreisen. Wer darauf verzichtet, schleppt nutzlos 135 Kilogramm Mehrgewicht des Akkupacks durch die Gegend.

Denjenigen, die indes die elektrischen Möglichkeiten nutzen, werden Verbräuche zwischen 1,2 bis 1,4 Liter auf 100 Kilometer in Aussicht gestellt. Angegeben werden die Werte noch nach der alten NEFZ-Norm. Rein elektrisch sollen bis zu 80 Kilometer möglich sein. Um eine solche Reichweite zu erreichen wurde die Kapazität des Akkupacks von 8,7 auf 13 Kilowattstunden erhöht. Doch wie immer kommt es auch darauf an, wie umsichtig der Fahrer mit seinem Auto unterwegs ist. Bei unseren Testfahrten über Landstraßen rund um Wolfsburg haben wir versucht, möglich effizient zu sein – und das ist in diesen Golf ohne Weiteres möglich. Gestartet sind wir mit einem Ladestand von 97 Prozent und haben eine Strecke von 41 Kilometer im E-Modus mit einem Verbrauch von 0,4 Litern bei einer Durchschnittgeschwindigkeit von 45 km/h beendet. Der Verbrauch lag bei 16,7 kWh/100 Kilometer.

Navigationssystem mahnt den Fahrer

Bei der Ankunft stand noch eine Restreichweite von 17 Kilometern auf dem Bordcomputer. Im GTE lag unser Verbrauch auf der Fahrt von Wolfsburg nach Hannover nach 89 Kilometern (Durchschnittstempo 62 km/h/Stromverbrauch bei 8,9 kWh) bei 4,4 Litern. So lange der Akku also voll ist, kann man diesen Golf bzw. diese Golfs recht sparsam fahren. Voraussetzung dafür ist aber auch, dass der Fahrer sie danach auch wieder auflädt – und es hängt auch vom Fahrprofil ab.

So entscheidet auch das Streckenprofil darüber, ob viel rekuperiert werden kann. VW jedenfalls unterstützt den Fahrer dabei, möglichst effizient unterwegs zu sein. So mahnt das intelligente Navigationssystem den Fahrer dazu vor Kreisverkehren oder bei Tempolimits vom Gas zu gehen und passt die Rekuperation darauf an.

Verzicht auf Geofencing
Gestartet wird mit dem 110 PS starken E-Motor – und das immer. Foto: VW

Auf ein Geo-Fencing – wie BMW es bei seinen neuen PHEVs mittlerweile macht hat VW bewusst verzichtet. Die Kunden sollten nicht bevormundet werden, sagte dazu VW-Entwicklungschef Frank Welsch. „Wir fahren aber immer im Elektromodus los“, so Welsch. Den Versuch von BMW verfolg man aber mit Interesse, sagte der Entwicklungschef. Technisch könne man das auch ohne Weiteres umsetzen, sagte Welsch.

Eigentlich schade, dass nicht auch VW diesen Weg nicht mitgeht, denn Geo Fencing kann die Akzeptanz von PHEVs steigern. Bei BMW sorgt das System bei eingeschaltetem Navigationssystem dafür, dass immer genug Energie vorhanden ist, um die Fahrt in Umweltzonen rein elektrisch zu vollziehen. Doch auch ohne Geo Fencing hinterlässt derGolf eHybrid einen guten Eindruck. Wer schon nicht komplett auf ein rein elektrisches Auto umsteigen will, der trifft mit dem eHybrid oder dem GTE eine gute Wahl – wenn er sich denn auch daran hält, abends an die Steckdose zu fahren.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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