Fahrberichte

BMW i3s: Geeignet für Klein-Jungenspiele

BMW i3s. Foto: Mertens
Sportlichkeit hat seinen Preis: der BMW i3s hat 20 Kilometer weniger Reichweite als der i3. Foto: Mertens

Was, bitteschön, hat sich BMW nur dabei gedacht? Statt sein Elektroauto i3 mit mehr Reichweite auszustatten, verleihen die Münchner ihm mehr Sportlichkeit. Ist das sinnvoll?

Mehr Dynamik ist ja schön und gut, doch letztlich verlangt der Kunde vor allem nach einem: Reichweite. Nein, sagt man bei BMW, pauschal sei dem nicht so. Den BMW i3s biete man gerade deshalb an, weil die Kunden auch bei einem Elektroauto nach noch mehr Fahrspaß verlangen.

Wem der Sinn bei einem Elektroauto vor allem nach Sportlichkeit steht, der bekommt dafür mit dem i3s in der Tat ein noch agileres Fahrzeug. Aber das bezahlt er nicht nur mit einem höheren Einstiegspreis (41.150 Euro), sondern auch mit 20 Kilometer weniger Reichweite.

BMW i3s mit theoretisch 280 Kilometer Reichweite
BMW i3s.
Der BMW i3s hat eine Leistung von 184 PS. Foto: Mertens

Der BMW i3s kommt im Vergleich zum i3 (37.550 Euro) nur noch auf 280 Kilometer. Und das ist nur ein theoretischer Wert, denn bei den noch vor knapp drei Wochen winterlichen Temperaturen von teils minus acht Grad in Berlin war bei 180 Kilometern Schluss – und das, obwohl wir im stromsparenden Eco-Modus unterwegs waren.
Statt einem Verbrauch von 14,3 kWh lagen wir bei den Touren durch den Berliner Stadtverkehr zumeist im Bereich von 19 kWh. Die eisigen Temperaturen der zurückliegenden Wochen haben daran ihren Anteil gehabt. Doch mittlerweile hat sich auch in Berlin das Wetter überlegt, mit der Jahreszeit angemessenen Temperaturen aufzuwarten.

In Zeiten, in denen E-Autos wie ein Nissan Leaf über eine reale Reichweite von 350 Kilometer oder ein Renault Zoe über mehr 300 Kilometer verfügen, reihen sich die Münchner zumindest damit im Mittelfeld an – und das trotz der selbstbewussten Preises.

i3s mit beeindruckender Dynamik

Womit sich BMW aber bei diesem i3 wirklich hevor hebt, ist die Dynamik. Sie ist zwar bereits bei einem herkömmlichen E-Auto gegeben, doch beim i3s hat man noch eine Schippe drauf gelegt. Statt mit 170 PS ist man im i3s mit 184 PS unterwegs. Und das maximale Drehmoment (was bei einem E-Auto bekanntlich sofort anliegt) wurde von 250 auf 270 Nm gesteigert. Auf der Straße bedeutet das für die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h gerade einmal ein Sprintzeit von 6,9 Sekunden (i3: 7,3 Sekunden). Hört sich nicht nur gut an, sondern fühlt sich noch besser an.

Wer im i3s das Gaspedal durchtritt, wird mit Nachdruck in die Sitze gedrückt. An der Ampel sorgt diese Beschleunigung bei dem ein oder anderen Sportwagenfahrer für überraschte Blicke – und beim Fahrer für Zufriedenheit, sich für ein E-Auto entschieden zu haben. Allzu oft sollte man sich dann aber doch nicht diesem Klein-Jungen-Ritual hingeben. Denn wer nur auf Sportlichkeit bedacht ist, dem wird letztlich noch weniger Reichweite zur Verfügung stehen als uns bei den Testfahrten im Eco-Modus.

Dynamische Stabilitätskontrolle optimiert
Das Heck des BMW i3s. Foto: Mertens

Die Beschleunigung ist das eine, die Dynamik das andere. So hat BMW unter anderem die Dynamische Stabilitätskontrolle optimiert. Dadurch soll unter den verschiedenen Fahrbahnbeschaffenheiten eine schnelle Umstellung und bessere Dynamik erzielt werden. Zugleich soll eine Raddrehzahlbegrenzung eine bessere Beschleunigung ermöglichen. Da der direkte Vergleich zum i3 fehlte, lassen wir die Aussage von BMW einfach mal so stehen. Mit Blick auf den persönlichen Fahreindruck lässt sich indes festhalten, dass sich der i3s in der Tat ausgesprochen sportlich und ziemlich souverän auch durch schnell gefahrene Kurven bewegen lässt.

In der Summe seiner Eigenschaften hinterlässt der i3s einen ausgesprochen positiven Gesamteindruck. Ob es nun wirklich sein muss, ein E-Auto auf Sportlichkeit zu trimmen, bleibt dahin gestellt. Doch am Ende entscheidet der Kunde, was ihm wichtiger ist: Mehr Leistung oder mehr Reichweite. Persönlich ist mir mehr Reichweite wichtiger. Denn die Alltagstauglichkeit wird dadurch merklich erhöht. Entsprechend ist zu wünschen, dass BMW hier mit Blick auf die Reichweite seine beiden E-Autos noch einmal mit einer größeren Batterie aufwertet. Denn die Konkurrenz, siehe oben, ist hier besser unterwegs als der Premiumhersteller BMW.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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