Elektro

VW ID.Buzz: Zurück in die Sixties

Der neue VW ID.Buzz. Foto: VW

Die ID-Familie hat Zuwachs bekommen. Nach dem VW ID.3, ID.4 und ID.5 ist der ID.Buzz das neue Familienmitglied.

Am Mittwochabend feierte es seine Weltpremiere – und das in gleich zweifacher Hinsicht. Der Elektro-Bulli – der das Design des legendären T1 in die Neuzeit der Elektromobilität transfiert – wird als ID. Buzz und auch als ID.Buzz Cargo angeboten. Wie alle Modelle der ID-Familie basiert der neue Elektro-Bulli auf dem Modularen Elektrifizierungsbaukasten des VW-Konzerns.

„Ich freue mich darauf, den ID.Buzz bald auf der Straße zu sehen sein wird und hoffe, dass er den Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubert“, sagt Klaus Zyciora, der das Design des VW-Konzerns leitet, gerade im Podcast mit dem Magazin electrified. Bislang konnte man den ID. Buzz in den zurückliegenden Wochen auf seiner Tour durch Europa nur verklebt sehen.

Marktstart wohl noch dieses Jahr

„Der Volkswagen Bulli stand in den 50er-Jahren für ein neues Gefühl von automobiler Freiheit, Unabhängigkeit und großer Emotion. Dieses Lebensgefühl greift der ID. Buzz auf und überträgt es in unsere Zeit: emissionsfrei, nachhaltig, vollvernetzt und jetzt schon bereit für das nächste große Kapitel – das autonome Fahren“, sagte VW-Markenchef Ralf Brandstätter am Mittwochabend bei der Weltpremiere in Hamburg.

Das Cockpit des VW ID. Buzz. Foto: VW

Wie alle Modelle der ID. Familie von Volkswagen Pkw basiert auch der von Volkswagen Nutzfahrzeuge in Hannover gebaute ID. Buzz technisch auf dem Modularen E-Antriebsbaukasten (MEB) des Konzerns. Die weltweit erste skalierbare Großserienplattform für reine Elektroautos liefert markenübergreifend die Basis für unterschiedlichste Modelle und Segmente. Ihre Architektur erlaubt eine evolutionäre Weiterentwicklung von Software und Technik, von der sowohl neue Modelle wie der ID. Buzz als auch bereits ausgelieferte Modelle per Over-the-Air Update profitieren können.

Genauer Marktstart ungewiss

Bis er ungetarnt auf die Straße kommt, wird es indes noch einige Monate dauern. Nach den bisherigen Planungen sollen der ID.Buzz und der ID.Buzz Cargo noch in diesem Jahr auf den Markt kommen, möglicherweise im Herbst. Aber angesichts des Krieges in der Ukraine – der wegen fehlender Bauteile bereits zu Ausfällen in der Produktion bei VW Pkw und anderer Tochtermarken geführt hat – kann niemand sicher sagen, wann der offizielle Marktstart erfolgen wird.

Eines ist indes klar: Bestellt werden können der ID.Buzz und der ID.Buzz Cargo ab Mai. Dann werden die für den europäischen Markt vorgesehen Modelle zunächst mit der 77 kWh Batterie ausgeliefert. Mit ihr wird der 204 PS starke Elektromotor angetrieben, der die Hinterachse antreibt. Angaben zur Reichweite des ID.Buzz bzw. seines Nutzfahrzeug-Pendants machte der Autobauer noch nicht; sie sollen zu einem späteren Zeitpunkt folgen. Doch mit dieser Batteriegröße dürfte sie wohl zwischen 400 bis 450 Kilometer liegen. Dank Optimierungen an der Aerodynamik kommt der ID.Buzz gerade einmal auf einen cW-Wert von 0,285, bei der Cargo-Variante sind es 0,29.

Ladeleistung von bis zu 170 kW

Auch wenn es keine konkreten Angaben zur Reichweite gibt, ließ VW zumindest wissen, dass er mit 11 kW an einem AC-Lader und mit bis zu 170 kW an einer Schnellladestation geladen werden kann. Lädt man ihn an einem Schnelllader, soll sich die Batterie in 30 Minuten von 5 bis 80 Prozent mit Strom befüllen lassen, verspricht der Autobauer.

Wie es bei Fahrzeugpräsentationen üblich ist, spart auch VW nicht mit Superlativen bezüglich der beiden neuen Varianten: Der ID.Buzz als auch die Cargoversion werden als „eines der fortschrittlichsten und nachhaltigsten Fahrzeugkonzepte der Gegenwart“ bezeichnet. So wird der ID.Buzz nach Angaben des Herstellers bilanziell CO2-neutral hergestellt. Darüber hinaus hat man Wert darauf gelegt, einen hohen Anteil recycelter Materialien zu verwenden. Im Innenraum hat man auf die Verwendung von Tierleder verzichtet. Mit Maßnahmen wie diesen hat sich VW Nutzfahrzeuge das Ziel gesetzt, den CO2-Footprint seiner Fahrzeuge bis 2030 im Vergleich zu 2018 um 40 Prozent zu senken.

„Beide Versionen des ID. Buzz sind wegweisend im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit: Sie werden bilanziell CO2-neutral hergestellt und ausgeliefert“, sagte Nutzfahrzeugchef Carsten Intra. Doch der ID.Buzz sei viel mehr, sagt Intra, er sei die Antwort auf die Mobilität der Zukunft. „Der ID. Buzz kommt zudem bei künftigen autonomen Mobilitätskonzepten wie dem Ridepooling zum Einsatz – einem per App buchbaren E-Shuttle-Dienst der Konzerntochter MOIA. Der elektrische Bulli ist also auch ein Teil der Zukunft des innerstädtischen Verkehrs“, ergänzt Intra.

Neuinterpretation des T1
Den ID.Buzz gibt es auch als Cargo-Version. Foto. VW

Mit Blick auf das Design hat man versucht, den legendären T1 in die Neuzeit zu transferieren. So wie das Original verfügt auch der ID.Buzz über kurze Überhänge. „Beim T1 sitze ich quasi auf der Vorderachse – kein vorderer Überhang. Bei aller Sicherheitsrelevanz und Technik hat auch der ID. Buzz super kurze Überhänge“, erklärt Jozef Kaban, Designchef der Kernmarke VW.

Es seien die Proportionen des ID.Buzz, die eine Klammer zum T1 schlagen würden. „Rein faktisch wird dies durch die Tatsache unterstrichen, dass der kompakten Gesamtlänge von 4.712 mm ein im Verhältnis dazu sehr großer Radstand von 2,98 Metern gegenübersteht“, so Kaban. Bereits beim Klassiker sei es so gewesen, dass das Design der Funktion gefolgt sei. Diesen Designansatz würde man auch im Innenraum erkennen, der sich durch eine variable Raumnutzung auszeichnet. So bietet der ID.Buzz fünf Personen ausreichend Platz – auch fürs Gepäck. So stehen bis zu 1121 Liter Kofferraumvolumen zur Verfügung, legt man die zweite Sitzreihe um, sind es sogar bis zu 2205 Liter. Perspektivisch soll es den ID.Buzz auch als Sechs- und Siebensitzer und mit längerem Radstand geben.

Großer Radstand

Mit dem nun vorgestellten Buzz bringt VW eine der erfolgreichsten Transporter-Baureihen in die Neuzeit. Seine Anfänge nahm sie im deutschen Wirtschaftswunder und reichte bis ins amerikanische Woodstock der Roaring Sixties bis in die Gegenwart.

Dass der ID.Buzz, der im VW-Werk in Hannover gebaut wird, sich dabei auch bei der Vernetzung und Digitalisierung auf der Höhe der Zeit befindet, versteht sich dabei von selbst. Dazu gehört neben dem Einsatz einer Vielzahl von Fahrassistenzsystemen auch die Option, den ID.Buzz bidirektional laden zu können. Beide Versionen sollen bereits zum Marktstart über diese Technologie verfügen. Zudem ist auch Plug & Charge möglich.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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