Elektro

Spätstarter Mercedes elektrifiziert seine Transporter

Der Elektro-Vito von Mercedes. Foto: Daimler
Mercedes wird die Elektro-Version des Vito 2018 auf den Markt bringen. Foto: Daimler

Die Van-Sparte von Mercedes hat lange gewartet. Nun steigen auch die Schwaben mit ihren Transportern in die Elektromobilität ein. Den Auftakt macht der Vito.

Während Streetscooter mit seinen Elektro-Transportern bereits seit Längerem für eine klimafreundliche innerstädtische Logistik bei der DHL sorgt, schaute Mercedes dem Treiben der Konkurrenz abwartend zu. Doch nun wird auch die Marke mit dem Stern ihre Transporter nach und nach elektrifizieren.

Den Anfang der Elektroffensive der Van-Sparte macht ab Mitte 2018 der Vito. Mercedes wird seinen Transporter dann mit einer rein elektrischen Reichweite von 150 Kilometer zu einem Preis von 39.990 Euro anbieten. Die Batteriekapazität liegt bei 41,4 kWh. Der Vito ist ab sofort bestellbar. Um den Absatz anzukurbeln, bekommen die ersten 1000 Kunden bei einer Bestellung als Willkommensbonus neben einem Servicepaket auch eine Wallbox

Nach dem Mercedes Vito folgt der Sprinter

«Wir sind von der Notwendigkeit des elektrischen Antriebs in unseren Vans überzeugt, allen voran im innerstädtischen Bereich», sagte Van-Chef Volker Mornhinweg am Montag in Berlin. Wie er hinzufügte, würde der neue Elektro-Vito den Anfang machen, ehe der Sprinter und dann der Citan folgen werden. Die Van-Sparte wird bis 2019 150 Millionen Euro in die Elektrifizierung investieren, sagte Mornhinweg.

Dass Mercedes mit seiner Elektrooffensive zu spät kommt, kann Mornhinweg nicht erkennen. „Wir sind bei den OEMs die Ersten, die den Kunden ein solches Angebot von elektrischen Transportern machen.“ So sei der Markt bislang schlichtweg für E-Transporter nicht vorhanden gewesen. So verweist der Leiter der E-Drive Vans, Benjamin Kaehler, darauf, dass sich zwar 56 Prozent der Kunden mit dem Thema Elektromobilität befassen würde, aber davon auch nur 29 Prozent einen Kauf in Erwägung ziehen.

Letztlich würden sich dann aber nur ein Prozent der Kunden auch für einen Kauf entscheiden. Um dieses Verhältnis zu verbessern, bietet Mercedes seinen Kunden eine App an, mit der diese die Kosten zwischen einem Transporter mit Verbrennungsmotor mit denen eines Elektromotors gegenüberstellen können. Dort kann der Kunde auf einen Blick erkennen, was ihn die Tour nun mit Verbrenner beziehungsweise E-Antrieb gekostet hat.

Mercedes bietet Mobilitätskonzept

Mornhinweg jedenfalls ist überzeugt, dass die Situation sich gerade ändert. Natürlich erwartet auch der Van-Chef kurzfristig keinen Run auf E-Transporter. Aber das Kundinteresse an E-Mobilität wachse. Dazu dürfte auch die Diskussion um Dieselfahrverbote in den Innenstädten beitragen. Mit Blick auf die Konkurrenz von Streetscooter merkte Mornhinweg auf Nachfrage an, dass diese Autos auf die besonderen Bedürfnisse der Post konstruiert worden seien. „Nicht die allererste Lösung gewinnt, sondern die beste“, sagte der Van-Chef.

Selbstverständlich hält Mornhinweg das Angebot seines Unternehmens für das beste. Denn es gehe nicht allein darum, nur einen Elektro-Transporter anzubieten, sondern ein entsprechendes „Öko-System“. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Schwaben mit ihren Zukunftsinitiative „adVANCe“ ihren Kunden ein ganzheitliches Mobilitätsangebot machen wollen. Dazu gehört, dass man den Logistik-Unternehmen versucht, ein auf sie speziell zugeschnittenes Angebot zu machen. Das reicht von der Bereitstellung einer intelligenten Ladeinfrastruktur, Konnektivitätslösungen, über App-Lösungen zur Überprüfung von Kosten und Fahrverhalten als auch zu Mietangeboten für Transporter und Schulungen der Fahrer. Bei Mercedes soll der Kunde alles aus einer Hand bekommen.

Reichweitenangst kein Problem
Mercedes Van-Chef Volker Mornhinweg.
Volker Mornhinweg leitet die Van-Sparte von Mercedes. Foto: Mertens

Das Thema Reichweitenagst spiele bei der Elektromobilität im Transporterbereich eine weitaus geringere Rolle als bei den Pkws, sagen die Mercedes-Experten. Die nach dem neuen WLTP-Zyklus angegebene Reichweite von 150 Kilometer soll im realen Leben bei über 100 Kilometer reichen. Dabei könne der Kunde diese Reichweite auch durch verschiedene Aspekte beeinflussen und bis auf 180 Kilometer steigern, wenn er beispielsweise auf die Klimaanlage oder die Heizung verzichtet und das Fahrzeug auf Tempo 80 km/h begrenzen lässt.

Mit dem Logistiker Hermes wird Mercedes ab dem Frühjahr sein Angebot in einem Pilotprojekt weiterentwickeln. Dort sollen bis 2020 nach und nach 1500 Elektrotransporter der Modelle Sprinter und Vito zum Einsatz kommen. Dass nun auch Tesla angekündigt hat, mit Elektro-Sattelschleppern ins Nutzfahrzeuggeschäft einzusteigen, nimmt Mornhinweg gelassen. „Wir stellen mit dem Vito keine Vision vor, die Kunden können ihn sofort bestellen.“

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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