Brennstoffzelle

Mercedes GLC F-Cell: Wette auf die Zukunft

Mercedes GLC F-Cell hat eine Brennstoffzelle. Foto: Daimler
Der Mercedes GLC wird mit einer Brennstoffzelle angetrieben. Foto: Daimler

Mercedes wird Ende 2017 mit dem SUV GLC F-Cell die Brennstoffzelle serienmäßig auf den Markt bringen. Es ist nicht nur für  den Autobauer Daimler eine Wette auf die Zukunft.

Es ist deshalb eine Wette auf die Zukunft, weil in der Autobranche niemand so recht weiß, wann der Anpfiff im „Spiel um die Champions League der E-Mobilität“ erfolgt, wie Jürgen Schenk an diesem Freitag beim „TecDay Road to the Future“ in Stuttgart sagte. Vor allem wisse niemand, wie lange dieses Spiel dauert, fügte Schenk hinzu, der bei Daimler die Integration der elektrischen Systeme verantwortet.

So verweist Schenk darauf, dass sich zwar in Deutschland die Anzahl der Fahrzeuge mit Elektro- und Hybridantrieb im vergangenen Jahrzehnt mehr als verzehnfacht habe. „Insgesamt war trotzdem nicht mal eines von 300 Fahrzeugen mit elektrifiziertem Antrieb unterwegs.“ Anders ausgedrückt: „99 Prozent der Kunden haben sich noch nicht für ein Elektroauto entschieden“, sagte Schenk. Damit befinde man sich gewissermaßen noch im Trainingslager.

Hoffen niedrige Batteriepreise

Aber vielleicht liegt hier schon das Grundproblem der deutschen Autobauer – und nicht nur das von Daimler. Man wartet ab, bis die Kosten der Batterien sinken, die Reichweite steigt, die Ladeinfrastruktur einen Einstieg in die Elektromobilität ermöglicht anstatt loszulegen wie es der US-Konkurrent Tesla mit seinen Modellen vormacht. Während Tesla bereits praktisch vor dem Einzug ins Achtelfinale steht, warten Daimler und Co. noch auf den Vorrundenstart.

Kein Wunder, dass nicht wenige meinen, dass die deutschen Hersteller den Anpfiff verschlafen hätten. So etwas wurde unlängst von Daimler-Chef Dieter Zetsche („Wir haben bei der Elektromobilität nichts verschlafen“) zurückgewiesen. Das sieht Schenk natürlich nicht anders als sein Chef – und verwies auf die Anstrengungen, die Daimler bereits unternommen hat und perspektivisch weiter unternimmt. So investiere Daimler in den kommenden beiden Jahren allein 14,5 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, davon mehr als die Hälfte für grüne Technologien. Das sind beachtliche Summen, mit denen Daimler in Vorleistung geht, um am Ende auch hier bei der Mobilität der Zukunft ganz vorne mit dabei zu sein.

Warten auf den Markthochlauf

Der Mercedes GLC F-Cell vereinigt Brennstoffzelle und Plug-in-Hybrid
Das Antriebssystem des Mercedes-Benz GLC-F-Cell. Foto: Daimler

Es ist eine Wette in die Zukunft, denn niemand weiß genau, wann der Markthochlauf beginnt. Und dass Daimler bisher nichts getan hat, kann man den Schwaben nicht vorhalten. Sie haben bereits acht Modelle mit Plug-in-Hybrid auf den Markt gebracht, zwei weitere werden bis 2017 folgen. Zudem gibt es die elektrische B-Klasse und ab Ende den neuen Elektro-Smart, wenn man die Nutzfahrzeugsparte außen vorlässt.

Daneben steigert man nach und nach auch die Reichweite der Plug-in-Hybride. Während die aktuelle S-Klasse auf eine rein elektrische Range von 30 Kilometer kommt, werden es bei der Modellüberarbeitung in einem Jahr bereits über 50 Kilometer sein. Perspektivisch wird die Reichweite mit den Technologiesprüngen bei den Lithium-Ionen-Batterien weiter zulegen. So werde bis 2020 die Reichweite schon um ca. 30 Prozent steigen und mit Einführung der Post-Lithium-Ionen-Technologie werde man sie bis 2025 sogar verdoppeln können, sagte Schenk.

Zusätzliche Reichweite beim GLC F-Cell

Und die Elektrifizierung des Antriebs schreitet zunehmend voran. Ende 2017 kommt mit dem GLC Coupé das erste Brennstoffzellenfahrzeug mit einer Reichweite von 500 Kilometer auf den Markt und in diesem Jahrzehnt ein größeres rein elektrisch angetriebenes Fahrzeug, ebenso mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometer. Der GLC ist dabei der erste Serien-Pkw mit der neuen Brennstoffzellentechnologie – und er wird nicht nur mit einer Brennstoffzelle angtrieben, sondern verfügt auch über einen Plug-in-Hybrid. „Damit bekommt die Brennstoffzelle einen Stecker“, wie Schenk sagte.

Diese Kombination wäre zwar verzichtbar, aber bietet durchaus Vorteile wie beispielsweise die Versorgung des Start-Stopp-Systems mit Strom und die Option der Rekuperation, wie Christian Mohrdieck betont, der bei Daimler die Brennstoffzelle verantwortet. Dass ist ein Aspekt. Doch der andere und wichtigere Aspekt liegt in der zusätzlichen Reichweite von 50 Kilometer, die der Plug-in-Hybrid dem Kunden bietet. Während die Brennstoffzeller unter der Motorhaube untergebracht ist, befindet sich die neun kWh starke Batterie im Heck. Die beiden Wassertofftanks befinden sich unter dem Fahrzeug im Mtteltunnel und hinter dem Heck. Sie haben zusammen en Fassungsvermögen von vier Kilogramm. Die Betankung dauert dabei gerade einmal drei Minuten.

Aufladung des GLC F-Cell von Mercedes.
Der Mercedes GLC F-Cell an der Steckdose. Foto: Daimler

Mit dem zunehmenden Ausbau der Infrastruktur mit Wasserstofftankstellen wird auch die Batterie in zukünftigen Brennstoffzellenfahrzeugen der Stuttgarter kleiner werden. Denn mit dem Ausbau des Tankstellennetzes für Wasserstoffautos wird auch die Angst der fehlenden Reichweite immer weiter abnehmen.

Japaner und Koreaner waren die Ersten

Wer sich erinnert: Eigentlich hatte Daimler nach der Welttour mit der Mercedes B-Klasse Fuel Cell Mitte 2011 angekündigt, den Marktstart der Brennstoffzelle bereits 2014 zu begehen. Doch die Infrastruktur hatte sich damals nicht so entwickelt wie angenommen. Entsprechend hatte Daimler den Marktstart ins Jahr 2017 verschoben. Dabei galt bereits damals die Technologie von Daimler in der Branche am ausgereifsten. Doch während man in Stuttgart zuwartete, waren die Asiaten wieder einmal schneller: Toyota brachte im Januar 2015 den Mirai auf den Markt, in Deutschland wird er seit September des vergangenen Jahres angeboten. Und Hyundai ist ebenso seit dem zurückliegenden Jahr mit dem Hyundia ix 35 Fuel Cell am Start. 50 dieser Fahrzeuge kommen ab diesem Sommer beim Carsharingangebot “Bee Zero” von Linde in München zum Einsatz.

Es gibt also Hersteller, die bereits das Trainingslager verlassen haben und mit dem Spiel begonnen haben. Daimler indes wartet noch auf den Anpfiff. Die Schwaben sehen das indes sportlich und verweisen selbstbewusst darauf, dass die B-Klasse F-Cell und der Stadtbus Citaro F-Cell-Hybrid zusammen acht Millionen Kilometer zurückgelegt hätten. Dass das System funktioniert, dürfte damit außer Frage stehen. Man darf also gespannt sein, wer sich am Ende mit Blick auf die Mobilität der Zukunft durchsetzen wird. Die Früh- oder die Spätstarter? Für die Verantwortlichen in Stuttgarter ist das aber natürlich nur eine rhetorische Frage.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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