Mobilität

Volvo fahren mit Flatrate

Volvo-Chef Hakan Samuelsson bei der Vorstellung von Care by Volvo. Foto: Mertens

Der schwedische Autobauer Volvo bietet angesichts des sich wandelnden Mobilitätsverständnisses ein neues Vertriebsmodell an: „Care by Volvo“.  Vorgestellt wurde es nun in München.

Ist das nun das richtige Auto für mich? Die Wahl eines Fahrzeuges will bislang gut überlegt sein. Denn beim Abschluss des Vertrags entscheidet man sich entweder  für den Besitz des ausgewählten Modells oder least es für einen begrenzten Zeitraum.

Ist die Entscheidung gefallen, muss man das Auto dann aber auch fahren – oder es verkaufen. Der schwedische Autobauer Volvo will den Fahrzeugbesitz angesichts eines sich verändernden Mobilitätsverständnisses mit seinem Abomodell „Care by Volvo“ vereinfachen. Die Schweden bezeichnen ihr neues Vertriebsmodell selbstbewusst als „Freedom to Move“.

Einjährige Pilotphase

Aufgrund der positiven Resonanz nach der einjährigen Pilotphase geht „Care by Volvo“ nun offiziell an den Start. Welche Bedeutung das Abomodell für den Autobauer hat, lässt sich daran ablesen, dass Volvo-Chef Hakan Samuelsson zum Start des neuen Vertriebsprogramm nach München in ein hippes Co-Working-Space in der Maxvorstadt gekommen war. „Für Volvo ist dies ein wichtiger Tag. Denn Volvo müsse sich von einem Autobauer zu einem Mobilitätsanbieter wandeln“, sagte Samuelsson.

So würde der klassische Besitz eines Fahrzeuges für den Kunden immer unwichtiger. Darauf will Volvo nun mit seinem Abomodell eine Antwort geben. Der Kunde kann bei den Schweden ein Auto wie beispielsweise den XC40 zu einer monatlichen Flatrate nutzen. In dieser Rate sind dann bis auf die Kraftstoffkosten alle Kosten wie die Kfz-Steuer und Versicherung sowie Wartung und Reparaturen enthalten. Der Kunde muss sich selbst um nichts mehr kümmern. Selbst das Abholen und Bringen des Fahrzeuges zum bzw. nach dem Werkstatttermin gehört zum Abomodell dazu.

Volvo spricht von Freedom to Move

„Mit unserer Unternehmensvision Freedom to Move wollen wir unseren Kunden noch mehr Freiheit bei der individuellen Nutzung des Fahrzeuges zurückgeben“, sagte Volvo-Deutschlandchef Thomas Bauch. Letztlich gehe es Volvo darum, den Zeitaufwand des Kunden zu reduzieren, der mit dem Fahrzeugbesitz einhergeht, so Bauch. „Care by Volvo solle den Kunden „eine Woche Lebenszeit und damit Lebensqualität“ zurückgeben. Mit dem Angebot seien in der Pilotphase insbesondere neue Kunden gewonnen worden. 90 Prozent derjenigen, die sich dabei für „Care by Volvo“ entschieden hätten, hätten zuvor keinen Volvo gefahren, berichtete Bauch.

Der Deutschlandchef geht davon aus, dass das Angebot „Care by Volvo“ in Zukunft je zur Hälfte von Privat- und Gewerbekunden genutzt werden wird. Derzeit sei in etwas 10 Prozent des Marktes in Deutschland affin für ein solches Abo-Modell. Perspektivisch sieht Bauch ein Marktpotenzial von 25 bis 30 Prozent.

Mit seinem Angebot wollen die Schweden dem Kunden eine hohe Flexibilität bieten. Wer beispielsweise keine Lust mehr auf seinen Volvo XC40 hat, kann das Modell auch während der ersten 24 Monate gegen eine Gebühr wechseln oder auch kündigen, danach kann der Wechsel des Modells kostenlos erfolgen. „Care by Volvo“ soll für den Kunden ausgesprochen simpel funktionieren. Mittels App kann er sich in fünf Minuten sein gewünschtes Modell aussuchen und soll es dann auch in wenigen Tagen erhalten. Ab dem 1. November kann man sich die App im Applestore herunterladen, eine Android-Version soll folgen.

1,2 Prozent des Bruttopreise werden fällig
Hat 150 Kilometer Reichweite: der Polestar 1. Foto. Volvo
Der Polestar 1 wird 2019 auf den Markt kommen. Auch Polestar soll ins Programm aufgenommen werden. Foto: Volvo

Mit diesem einfachen Weg der Abobuchung soll dem Kunden die größtmögliche Flexibilität bei seiner individuellen Mobilität geboten werden. Damit der Kunde auch möglichst rundum in seinem Auto vernetzt unterwegs sein kann, gehört eine 10 GB Sim-Karte mit Datenflat zum Angebot. Während der Pilotphase war das Angebot von „Car by Volvo“ noch auf den XC40 und den V60 begrenzt. Mit dem offiziellen Start steht den Kunden nun das komplette Modellangebot zur Verfügung.

Der Spaß, sich diese persönliche Flexibilität beim Fahrzeugbesitz zu gönnen, hat seinen Preis. Für einen XC40 mit der Ausstattungsvariante werden 498 Euro monatlich fällig. Grundsätzlich liegen die monatlichen Kosten bei 1,2 Prozent des Brutto-Listenpreises. Trotz dieses durchaus hohen Preise will Volvo in Deutschland bereits ab 2019 fünf Prozent seines Umsatzes mit „Care by Volvo“ machen. Bei den Händlern jedenfalls komme das Angebot gut an. Bereits zwei Drittel der bundesweit 240 Händler hätten hierzu die Verträge bereits unterzeichnet.

Perspektivisch sei auch vorstellbar, wie Bauch sagte, dass es das Angebot auch mit Gebrauchtwagen gibt. Damit könnten dann auch ganz andere Preise aufgerufen werden. Nachdem Deutschland „Care by Volvo“ entwickelt hat und auch als erstes Land an den Start bringt, wird es nach und nach auch in anderen Ländern ausgerollt. Im Januar wird es das Angebot auch in den Niederlanden geben.

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

Anzeige

VW ID.4

Anzeige

Batteriegröße

Elektro

Stellenmarkt