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VW: E-Auto für unter 20.000 Euro schwierig darstellbar

VW-Markenchef Thomas Schäfer. Foto: Ingo Barenschee

VW-Markenchef Thomas Schäfer schließt eine Preiserhöhung für die Modelle des Autobauers aufgrund der höheren Energiekosten nicht aus. Das sagte er in einem Interview.

«Ob und inwieweit dies Auswirkungen auf die Preisgestaltung in der zweiten Jahreshälfte haben wird, lässt sich aktuell nicht abschließend beantworten», sagte Schäfer im Interview mit der Autogazette und dem Magazin electrified. Die gerade beschlossene Gasumlage werde sich aber «voraussichtlich» in den Preisen wiederfinden, so der Manager.

Langfristig dürften sich die Kunden wegen den steigenden Energie- und Rohstoffkosten aber auf höhere Preise einstellen müssen. Das dürfte auch Auswirkungen auf den ID.2 haben, der 2025 auf den Markt kommen wird und unter 25.000 Euro kosten soll. Ob sich dieses Modell deutlich unter diesem Betrag bewegt, erscheint unwahrscheinlich. «Das hängt davon ab, wie sich die Rohstoffkosten entwickeln. Wenn Sie sich die Preissteigerungen anschauen, kommt man von den wünschenswerten 20.000 Euro schnell auf 25.000 Euro. Wo wir uns da genau einordnen, wird sich dann zeigen», sagte Schäfer. Mit Blick auf ein Elektroauto dürfe man aber nicht nur den Kaufpreis im Blick haben, sondern auch die Gesamtkosten. «Und die bewegen sich bei einem E-Fahrzeug heute schon um rund 20 Prozent unter dem eines Verbrenners. Zudem ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Kaufgrund.»

E-Auto unter 20.000 kaum darstellbar

Ein E-Auto für einen Preis von unter 20.000 Euro ist für den Markenchef angesichts der Kostenentwicklungen schwierig darstellbar. «Das bezieht sich nicht nur auf die Materialkosten, sondern auch die Arbeitskosten. Das schiebt sich beides gerade parallel hoch. Die Frage ist: Wann haben wir den Kreuzungspunkt bei den Preisen zwischen E-Mobilität und Verbrennern erreicht? Bisher sagten wir, dass das Mitte der Dekade der Fall sein wird. Klar ist: Wenn EU7 kommt, wird das zu einer deutlichen Verteuerung der Verbrenner-Fahrzeuge führen.»

Für das Restjahr erwartet Schäfer eine Entspannung bei den Lieferketten. «Wir gehen von einem besseren zweiten Halbjahr aus. Aber wir merken, dass auch unsere Lieferanten längere Zeit nicht mehr mit vollem Volumen gefahren sind», sagte Schäfer. Wie der Manager hinzufügte, bleibe die Chipsituation volatil, «aber insgesamt zeichnet sich eine Verbesserung ab. Dennoch gibt es immer wieder Herausforderungen.» Schäfer geht aber davon aus, dass das Thema Chipkrise den Autobauer länger begleiten werde. «Aber wird es uns so beeinträchtigen, wie es in den vergangenen Monaten der Fall war? Eher nicht.» Schäfer zeigt sich optimistisch, dass die Kernmarke in diesem Jahr beim Absatz im Vergleich zu 2021 zulegen kann. «Bei den Stückzahlen muss man sehen, wie die zweite Jahreshälfte läuft. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir ein sichtbares Plus hinbekommen.»

Mit Blick auf die Märkte habe man derzeit einen starken Fokus auf USA und Nordamerika, so Schäfer. «Das Geschäft brummt, unsere Fahrzeuge kommen sehr gut an. Das gleiche trifft auf Südamerika zu. Das sind beides Regionen, die eine durchweg positive Entwicklung zeigen. Das hilft, uns breiter aufzustellen – und als nächstes kommt Indien. » Aber auch auf dem für VW so wichtigen chinesischen Markt sei nach den Corona-Lockdowns eine weitere Erholung feststellbar. «Wir sehen, dass die Fahrzeuge in den für Volkswagen typischen Segmenten gut ankommen. Das bezieht sich auf alle unsere Modelle, auch auf unseren ID.3 und vor allem den ID.4 und den ID.6. Schon jetzt haben wir in China mehr ID. Fahrzeuge an Kundinnen und Kunden ausgeliefert als im Gesamtjahr 2021. Unsere Elektro-Offensive greift.»

Über den Autor

Frank Mertens

Nach dem Sport- und Publizistikstudium hat er sein Handwerk in einer Nachrichtenagentur (ddp/ADN) gelernt. Danach war er jahrelang Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele (Sydney, Salt Lake City, Athen) als Berichterstatter begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das bloße Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche. Neben Autogazette.de und Autozukunft.de verantwortet er auch das Magazin electrified.

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