Elektro

Mercedes setzt Baureihen unter Strom

Mercedes bietet mit dem EQA Elektro in der Kompaktklasse. Foto: Flehmer
Mercedes hat auf der IAA die Elektro-Studie EQA präsentiert. Foto: Flehmer

Daimler-Chef Dieter Zetsche hatte schon am Vorabend der IAA Smart zur reinen Elektromarke apostrophiert. Doch auch bei Mercedes stehen die Modelle bald unter Strom.

Es sieht aus wie ein Kopf-an-Kopf-Rennen der Elektromobilität zwischen Deutschland und China – und zwar auf mehreren Ebenen. Politisch beanspruchen beide Nationen die Vorreiterrolle. Auch die Wege dorthin ähneln sich. Während Bundeskanzlerin Angela Merkel eine Million Elektroautos bis 2020 auf den Straßen fordert, läuft in China in dem besagten Jahr die Förderung aus, die im Reich der Mitte besser angenommen wird als hierzulande.

„Wenn ein Land entschlossen ist, die Elektromobilität umzusetzen, ist China weit vorn auf der Liste“, sagt Hubertus Troska, der China-Chef von Daimler. In Deutschland sorgen neben der Diskussion um den Diesel mit möglicherweise nach sich ziehenden Fahrverboten die CO2-Grenzen dafür, dass Mercedes auf die Tube drücken muss, die zumeist großen Fahrzeuge unter Strom zu setzen und so den Flottenausstoß zu senken. „Wir wollen bis 2020 die CO2-Grenzen durch mehr Elektrofahrzeuge einhalten. Wenn wir das nicht schaffen, haben wir zwischen 2020 und 2025 die Chance, alles gut zu machen“, sagt Technologie-Vorstand Ola Källenius. Mit der Ankündigung von Daimler-Chef Dieter Zetsche, Smart zu einer reinen Elektromarke auszubauen, wird ein erster Schritt gemacht.

Identische Vorbehalte in Deutschland wie in China

Die Probleme, vor denen die beiden Automanager stehen gleichen sich dabei wie die Faust aufs Auge. „Das Gros der chinesischen Kunden ist nicht bereit, mehr für ein Elektroauto auszugeben als für ein Fahrzeug mit Verbrenner“, sagt Troska, „die Kunden schauen dabei nicht nur auf Preise, sondern auch auf Reichweite und Ladeinfrastruktur.“ Und das trotz des laut Troska „umfangreichsten Förderungsprogramms“, das es gebe. Auch in Deutschland sind Reichweite, Ladeinfrastruktur sowie Preise die Hinderungsgründe für einen Durchbruch der Elektromobilität. Das Förderungsprogramm läuft nur schleppend an, die Reichweiten gehen langsam höher. Ein dichtes Netz sieht Källenius aber erst 2020.

Dann ist mit dem EQC das erste Elektroauto der Marke bereits auf den Markt, das den Auftakt der Elektro-Offensive bildet. Dabei wird die EQ-Reihe quer durch alle Segmente führen, „vom SUV bis zur großen Limousine“, wie Källenius ankündigte, danach gehe es dann „Schlag auf Schlag.“ Das auf der IAA vorgestellte Brennstoffzellenfahrzeug, das im kommenden Jahr in den Markt eingeführt wird, gehört auch dazu. Ob dann auch ein Maybach unter den elektrifizierten Fahrzeugen ist, wollte der Schwede nicht verraten. Gerade für den chinesischen Markt wäre diese Elektrifizierung wichtig, da dort laut Troska „mehr als 500 Einheiten pro Monat verkauft werden.“

Untermarke Denza als Vorbild für Mercedes

Ob mit Maybach oder ohne erwartet Troska für China in den nächsten Jahren einen Wendepunkt, da Ladeinfrastruktur und Reichweiten optimiert werden. Zwar laufe das Förderungsprogramm 2020 aus, doch Troska glaubt daran, dass „die chinesische Regierung das Programm flexibel handhaben wird, wenn der Trend in Richtung Elektromobilität“ laufe. Eine Verlängerung liege im Bereich des Möglichen, vor allem dann, wenn auch die Preise sinken werden.

Mit der in China angesiedelten Schwester-Marke Denza sieht Troska jedenfalls ein gutes Beispiel für ein gesteigertes Interesse an Elektroautos. „Im letzten Jahr wurden rund 3000 Denza mit einer Reichweite über 400 Kilometer in ausgewählten Städten verkauft. In diesem Jahr werden es mehr sein. Denn Denza gibt es mittlerweile auch in einigen Showrooms von Mercedes. Dabei sind die Verkäufe eher zweitrangig. Mercedes lerne durch Denza viel über die Elektromobilität im Reich der Mitte.

Schleppendes Förderprogramm

Ob die Bundesregierung ebenso flexibel das Förderungsprogramm weiterlaufen lässt, ist ebenfalls kein Ding der Unmöglichkeit. Derzeit ist es noch schleppend und die Kurve zeigt nur langsam nach oben und dann in niedrigen Stückzahlen. In China wird es schneller gehen. Dazu tragen die Regulierungen der Regierung, wie viele Elektrofahrzeuge oder Verbrenner neu zugelassen werden dürfen.

Dass diese Regulierungen kommen werden, ist für Troska sicher. „In China steht die Elektromobilität ganz klar im Brennpunkt.“ Wie sie hingegen aussehen aussehen wird, weiß der China-Chef heute noch nicht. Vorbereitet ist das Unternehmen aber. Zehn Milliarden Euro hat das Unternehmen investiert, die erste Batteriefabrik in China kommt. So scheint das Kopf-an-Kopf-Rennen doch schon einen klaren Sieger zu haben.

Über den Autor

Thomas Flehmer

Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam noch das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit Beginn 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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